Plötzlich Einzelhund, die Angst wächst

Die2

Super Knochen
Hallo zusammen,

Nach langem schau ich mal wieder rein, waren recht anspruchsvolle Zeiten. Aktuell macht uns unser Jungspund Sorgen. Seit ca 3 Wochen ist er Einzelhund, der alte Herr hat uns 14 wunderbare Jahre begleitet, aber konnte nun einfach nicht mehr.
Unser verbleibender Bub war immer schon ein "Angsthase", leider ohne jeden Zugang. Er hat im Leben nie was Schlechtes erfahren ( kam mit 11 Wochen vom liebevollen Züchter zu uns, also schließe ich es aus), dennoch reagiert er vor allem auf Geräusche schnell mit Panik. Macht die Schotten dicht und ist zu nichts bereit. Selbst beim geringsten Reiz. Für uns bisher handlebar, wir kannten die Auslöser und haben sie vermieden.

Probleme nun, seit er allein ist weiten sich diese Situationen schleichend aus. Langsam wird Spazierengehen gehen problematisch weil er anfängt Angst vor Fahrzeugen zu entwickeln. Erst hat er sie nur beobachtet, jetzt beschleunigt er sein Tempo wenn ein Auto kommt, heute früh hat ein Auto neben uns gestartet und er hat eine Vollbremsung hingelegt und wollte nur noch heim. Wir wohnen ländlich, aber so kanns nicht weitergehen....

Er ist klar noch in Trauer, deswegen haben wir ihn bisher einfach gut ausgelastet und sind schlicht nicht auf diese Momente eingegangen. Die bisherige Erfahrung ist-je mehr Aufmerksamkeit auf ein Thema desto mehr fürchtet er sich..... Er wird auch schnell skeptisch wenn er merkt man möchte was von ihm (dabei-wie gesagt nie was Schlimmes gewesen), daher eben einfach business-as-usual und einfach ruhig weitergehen...

Nur langsam stellt sich uns die Frage ob es vielleicht besser wäre ihm wieder einen Artgenossen zu ermöglichen. Irgendwie scheint er überfordert.

Wie sind Eure Erfahrungen? Kann das helfen oder macht das zusätzliche Probleme?

Danke vorab für Euren Input.
 

Brigie

Profi Knochen
Eine so starke Verhaltensauffälligkeit hat möglicherweise körperliche Ursachen. Möglich wären z.B. Schilddrüse, eingeschränkte Seh- oder Hörfähigkeit, Schmerzen...

Ich würde ihn auf jeden Fall als erstes vom Arzt durchchecken lassen, um solche Ursachen auszuschließen.
 

basam

Medium Knochen
Also wenn gesundheitliche Gründe auszuschließen sind kann ein zweiter Hund schon unterstützen.
Aber ihr müsstet hier sehr gut testen, es kann ja nicht irgendein Hund sein. Er muß souverän sein, die beiden müssen sich mögen. Ein Welpe käme hier nicht in Frage.
Vielleicht könnt ihr euch mit einem Tierheim in Verbindung setzen ob es geeignete Kandidaten gibt.
 

Die2

Super Knochen
Danke für Euren Input.

Zum TA wollte ich ohnehin mit ihm. Dieses Verhalten ist aber nicht plötzlich so, sondern seit Beginn an. Nur seit dem Tod des Altrüden breitet es sich schleichend auf Situationen aus, die bisher nie ein Problem waren. Wir versuchen auch ihn aufzumuntern und zu beschäftigen, aber wenn er daheim ist, trauert er. Das ist nicht zu übersehen. Ist ja auch verständlich tun wir letztlich alle. Ich möchte ihn auch nicht mit einem neuen Mitbewohner beglücken wenn er gar nicht möchte. Auch ob wir schon so weit sind weiß ich nicht. Aber es macht mich traurig ihn so zu sehen und ich hab Bedenken wenn sich seine Ängste ausweiten...

@basam
Bzgl Hund aus dem Tierschutz, prinzipiell waren wir dafür immer offen, jedes Mal wenn hier ein Vierbeiner eingezogen ist haben wir zuerst im Tierschutz gesucht, sind allerdings bei 5 Versuchen 4x grob eingefahren. Wenn wer also "normale" Tierheime, Tierschutzorganisationen (also solche die nicht wissentlich kranke Tiere als gesund vermitteln, solche die uns nicht per-se als übelste Mitmenschen betrachten, mit Erpressungsversuchen - jetzt nimm den Hund sonst ist er weg- arbeiten, oder jene die einen Hund wie ein Paket direkt aus dem Ausland zustellen) in der Steiermark/südl Nö/Burgenland empfehlen kann-immer gern.

Hund vom Züchter wär uns daher lieber, aber da sind ja eher selten erwachsene Hunde zu haben....
 

Conny30

Super Knochen
Also zu einem Zweithund kann ich nichts sagen - ich hatte immer nur einen zur selben Zeit.
Aber zur Geräuschempfindlichkeit: Mein Hund war in seinen "jungen Jahren" auch extrem geräuschempfindlich. Das hat allerdings erst begonnen, nachdem er mit 1,5, Jahren eine Meningitis hatte - also einmal beim TA nach körperlichen, vielleicht auch speziell neurologischen Krankheiten, schauen zu lassen, ist sicher kein Fehler.
Was uns dann - wesentlich besser als erwartet - geholfen hat, war Folgendes: Als er wieder einmal bei einem Gewitter zu Hause - trotz geschlossener Fenster - ängstlich in einer Ecke gesessen ist, hab ich begonnen ihm bei jedem Donner ein Stück Wurst hin zu werfen. Ohne jeden Kommentar - ganz "unaufgeregt". Zu meiner Überraschung hat er dann beim dritten oder vierten Mal auch tatsächlich begonnen, die Wurst zu fangen - und ist eine Spur ruhiger geworden. Das hab ich von da an weiter gemacht - nach einer Weile hat er sich bei geschlossenen Fenster nicht mehr vor dem Donner gefürchtet und ich hab begonnen bei offenen Fenstern zu üben etc. Irgendwann hat er dann auch in anderen Bereichen verstanden gehabt, dass ihm laute Geräusche nichts tun, sondern den Vorteil haben, dass man dabei ein "Futter-Spiel" spielen kann. (schwierig ist's natürlich bei lauten Geräuschen geblieben, wo man als Mensch vorher nicht weiss, wann sie kommen - z.B. Sylvester-Knallerei oder Fehlzündung bei einem Moped etc- und daher nicht "gut timen" kann.)

Wenn Du vielleicht mit einer 2. Person die Möglichkeit hast Geräusche - erst mal gedämpft - gezielt zu erzeugen, dass Du ihm genau zum richtigen Zeitpunkt Futter geben könntest - vielleicht würd's helfen. Z.B. könnte ja jemand - erst mal in einiger Entfernung - sein Auto starten. Über Handy kann man sich ja absprechen, dass Du dann genau zum Zeitpunkt des Startens Futter gibst und Dein Hund erkennen kann - Motorengeräusche sind gar nicht so übel? Nur als Beispiel.

Liebe Grüße, Conny
 

basam

Medium Knochen
Gute Idee von Conny, wir haben unsere Hündin mit Hilfe von YouTube Videos auf Silvester vorbereitet. Hat gut geklappt.
Ausserdem habe ich sie mit Videos an Hundegebell im Fernsehen gewöhnt, da hat sie immer mitgemacht.
Von ganz leise schön langsam immer lauter gemacht, mit vielen Leckerlis.

Persönlich habe ich keine Erfahrung mit einem Tierheim, höre aber gutes vom Tierheim Baden. Dort hättet ihr sicher die Möglichkeit zu testen ob es einen neuen Freund geben könnte.
Ihr müsst euch halt überlegen ob ihr schon soweit seid. Das ist bei jedem anders.
Alles Gute für euch
 

Ladywulf

Profi Knochen
Mein Jungspund war ja auch eine Angsthündin wie sie bekommen ist und hat sich an der Hundeomi dran gehängt wie eine Klette.
Als die Hundeomi weg war, ist es zuerst auch wieder schlechter geworden. Wir waren am selben Punkt: Zweiter Hund, ja oder nein.

Allerdings hat es ihr schlussendlich vielleicht sogar geholfen sich alleine den Dingen stellen zu müssen.
Sie wurde älter, 3. Läufigkeit war durch und sie musste selbständiger werden.
Ich kann sagen, dass sie mittlerweile sehr viel selbstsicherer ist als wenn die Omi noch da gewesen wäre.

Wir werden trotzdem irgendwann wieder einen zweiten Hund holen.
Aber dann nicht mehr nur um sie zu unterstützen.
Mittlerweile könnte sie den Neuen dann unterstützen.
Aber ich merke, dass sie sehr gern einen zweiten Hund um sich hat.
Wenn sie bei der Sitterin ist genießt sie die Nähe deren Hündin sehr.

Ich weiß nie lange dein Opi schon weg ist, aber vielleicht braucht dein Jungspund auch noch Zeit?
Ist die Pubertät schon durch? Nach dem Hormonwechsel kann sich auch noch sehr viel stabilisieren was jetzt gerade im Tumult liegt.
 

Gabii

Super Knochen
Hast du meinen Yuma💞
Bei uns war es letztdendlich die Schilddrüse. 6 bittere Jahre und keiner hat etwas gefunden. Es war subklinische SDU die mit normalen Schilddrüsenwerten nicht diagnostizierbar ist.
Ab dem 3. Tag der Hormongabe hatte ich einen "neuen" Hund.
Ich würde in eine ordentliche Tierklinik fahren die spezialisiert ist.
 

Die2

Super Knochen
Danke für Euren Input.

Trainieren lässt sich da nichts. Eine meiner Hündinnen war ein Panikhund aus dem Tierschutz, wir wissen wie man damit umgeht und wie man das trainiert. Aber an ihn ist kein rankommen. Hab schon vor langer Zeit eine Geräusch-CD (Feuerwerk, Verkehr, spielende Kinder etc) besorgt, leider unmöglich. Sobald die Geräusche beginnen, selbst auf niedrigster Lautstärke (also praktisch nicht hörbar) bekommt er Panik und ist unansprechbar. Der Trainingstipp immer beim Füttern in minimalster Lautstärke abspielen hat dazu geführt dass er sich nach wenigen Malen vorm Futter zu fürchten begonnen hat. Ähnliches am Hundeplatz. Er trainiert gern, aber die Geräusche dort haben ihn verunsichert. Je häufiger wir dort waren desto schlimmer und es hat angefangen unsere Beziehung zu belasten. Hab lang mit unserer Trainerin besprochen die viel Ahnung von Angsthunden hat, aber auch sie hat uns geraten das Training in der Form zu beenden. Ich sehe derzeit wenig Möglichkeiten das zu trainieren, genau deswegen fänd ich es aber so wichtig dass sich das nicht noch ausweitet.

Er ist nicht nur super sensibel sondern auch extrem schlau, lernt vom Zuschauen und kann Dinge nach wenigen Wiederholungen. Fluch und Segen zugleich...

@Ladywulf-danke für Deinen Erfahrungsbericht, wie lange hat es bei Euch gedauert? Jungspund nennen wir ihn noch aus der Gewohnheit heraus, er ist 3,5 Jahre 😊

@Gabii ja je mehr ich drüber lese, desto eher tippe ich darauf, werde mich mal erkundigen wo wir da in guten Händen wären. Danke
 

Gabii

Super Knochen
Frag die Astrid Mascherbauer (White&Wolf) der Q hat auch mit der Schilddrüse uns sie hat 2 gute Ärzte.
Falls du sie nicht findest, kann ich sie fragen ob ich ihre Handy Nummer weitergeben darf.
 

Conny30

Super Knochen
Trainieren lässt sich da nichts.
Nur so ein Gedanke - hast Du schon bei der Züchterin nachgefragt, ob sich dieses Problem vielleicht bei einem Geschwistertier Deines Hundes auch zeigt?

Ich meine - es gibt keine schlechten Erfahrungen als Erklärung. Die Geräuschempfindlichkeit bewegt sich auch nicht in einem "Rahmen", wie's bei Hunden halt manchmal vorkommt, wo man dann mit langsamer Gewöhnung und Training gegensteuern könnte.

Da besteht dann halt schon der Verdacht, dass es sich entweder um ein gesundheitliches Problem oder bereits um eine besondere genetische "Sensibilität" in diesem Bereich handeln könnte. Da wäre es dann möglich, dass vielleicht die Halter eines Geschwistertieres schon Erkenntnisse gewonnen haben, die auch Euch weiterhelfen könnten.

Liebe Grüße, Conny
 

Ladywulf

Profi Knochen
@Die2 Calea ist jetzt erst 2 Jahre alt. Und die Omi starb letztes Jahr im Juni.
Wirklich funktioniert es jetzt aber erst seit Jänner heuer.
Allerdings hat es bei ihr auch teilweise die 3. Läufigkeit gebracht.

Wenn dein Hund schon 3,5 Jahre alt ist kann es natürlich länger dauern.
Je nachdem wie lange Zeit der Hund mit dem 2. Hund zusammen verbracht hat der Sicherheit gab.

Ich drück euch die Daumen, dass sich der Hund beruhigt und wieder zu mehr Sicherheit kommt.
Vielleicht kann man erst einmal ein paar andere Dinge lernen die der Hund supertoll findet und dann diese draußen oder dort wo er Angst hat auch abspulen? Fressen wollte meine bei Angst auch nicht, aber ein Ball oder etwas zu apportieren (etwas zum drauf beißen) war schon noch interessanter, oder ein Trick den sie wirklich gut kann und sie dann etwas zu tun hatte.
Noch heute nimmt sie gern Dinge in den Mund und trägt sie rum wenn sie nervös ist.
Egal ob positive Aufregung wie vor dem weg gehen, Herrli kommt heim,... oder negative wie Angst.
Sie beruhigt sich so selber.
 

Die2

Super Knochen
Danke nochmal für Euren Input.

Blutbefund ist gemacht, wir warten auf die Ergebnisse. @Gabii danke für den Tipp, wenn das hier ergebnislos ist und sich nichts ändert werd ich Astrid kontaktieren.

@Ladywulf Dein Erfahrungsbericht bringt mir viel. Zusammen waren die zwei Buben seit der junge Mann als Welpe bei uns eingezogen ist. Und sie waren von der ersten Sekunde an "best-buddies", also ja dass der Bube nun trauert ist klar.
Das mit was anderes lernen-nun wir haben Ralley Obedience gemacht und BGH, Tricks machen wir zum Spaß auch, aber tritt der Angstreiz ein geht nichts mehr. Schotten dicht und ab. Bin schon froh dass er in solchen Situationen unterwegs nichtmehr völlig kopflos losrennt (was für eine Wortkombi) sondern zumindest unsere Nähe sucht.
Das mit dem Tragen kenn ich von meiner Hündin, sie hat sich auch so beruhigt (und sich das Mäulchen gestopft-sie hat nämlich bei Aufregung in allen Tönen gefiept 😁), leider trägt der Bube gar nicht gern. Mir zu liebe im Training ja, sonst eher nein. Aber vielleicht fällt uns nochwas ein, auf dass er so heiß ist dass er es auch bei Stress nimmt... 🤔
 

Ladywulf

Profi Knochen
Ich hoffe ihr findet etwas passendes, Wenn er eine "Arbeit" hat kann das wirklich sehr helfen.
Spich sich auf etwas anderes konzentrieren kann. :)
 
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