Bitte informieren Sie sich über die durchschnittliche Inzucht des Rough Collie!
Die Berechnung des COI muss über mindestens 20 Generationen, idealerweise über das gesamte Pedigree erfolgen. Oder über DNA-Analysen. (Banasch-Studie...)
Eine Berechnung über 5 bis 10 Generationen führt zu verfälschten und viel zu geringen Werten. Ein von Vereinen gerne genutzter Beschiss....
Ferner sollten Sie Auskunft über die effektiven Founder verlangen (und zwar mit Vorlage relevanter Studien!), das ist die Anzahl normaler Hundegenome, die innerhalb einer Rasse vorhanden sind. Es müssen mindestens 50 sein und sollten über 500 sein - was für die meisten Kunstrassen wegen der geschlossenen Zuchtbücher illusorisch ist.
Ich kenne die Zahlen und bei mir hat ein Rough Collie geringeren Kaufwert als ein Mischling. Vielleicht möchten Sie sich die Old Time Scotch Collies ansehen, der (leider amerikanische) Verein ist vernünftig und kümmert sich um ausreichende Heterozygotie und um Farmtauglichkeit der Hunde. (Arbeitsfähigkeit bewirkt genetisches Purging auf bessere Gesundheit.)
Zum Merlefaktor ist zu sagen, dass er auch heterozygot Probleme verursacht, zb. leidet ein Teil der betroffenen Hunde an verminderter Schwimmfähigkeit. Diese Hunde dürften Todeskandidaten sein, wenn die im Alter ein Vestibulärsyndrom kriegen. An sich ist dieses Seniorenproblem relativ harmlos, aber nicht für Hunde mit vorgeschädigten Gleichgewichtsorganen.
Es macht auch einen Unterschied, ob Arbeitshunde gezüchtet werden (Koolies, Bielleser Schäferhunde, Apuanos etc.) oder ob Hübschis zum Paradieren in der City produziert werden. Auf Bauernhöfen existiert ein gnadenloser Druck zum leistungsfähigen Gebrauchshund. Diese derzeit boomenden Hunde mit den blauen Augen und dem fast weißen Fell, in dem sich ein paar schicke Merleflecken verteilen, lässt kein Bauer am Leben.
"Verantwortungsvolle Zucht" definiert sich durch
- Offene Zuchtbücher
- Beachtung der 50/500-Regel
- Leistungseinforderung zum Zwecke des Purging. (Merke: Arbeitsleistung der Elterntiere am Vieh kann Gesundsheitstests ersetzen.)
- Bestmögliche Vermeidung von offensichtlichen Defektgenen, soweit der Genpool dies zulässt. Auch bei kleinen Pools sollten nicht schicke Merles rausgebeutelt werden, weil Leute nur nach dem attraktiven Hund zum Paradieren verlangen....
"Seriöse Zucht" definiert sich nicht durch FCI-Mitgliedschaft und nicht durch Fellfarben-Vermehrung, nicht durch hohe Welpenpreise und nicht durch Pokale.
"Verantwortungsvolle Welpenkäufer" definieren sich nicht durch Gang "zum Züchter" oder "zum Tierschutz", sondern durch Interesse an Grundlagen der Zucht und Populationsbiologie, an der Biologie der Tierart und an der Vielfalt der Schläge. Prof. Irene Sommerfeld-Stur hat ein gutes Einsteiger-Buch zur Genetik geschrieben, das man sich vor dem Welpenkauf gönnen sollte.
Ich wollte letztes Jahr einen Welpen von einer Rasse mit offenem Zuchtbuch, mit niedrigem Inzuchtgrad (laut DNA-Analysen) und mit Arbeitsnachweis der Eltern. Der FCI-Club im Ursprungsland hat sich selbst ins Aus geschossen. Ich verlangte "a black female, long flag". Die des Englischen mächtige und von der Wegstrecke her vernünftige, angeblich mit Preisen ausgezeichnete FCI-Züchterin offerierte mir alle 4 Wochen einen Wurf: schwanzlos, merle, blue dilute.... Bei Anbot eines Welpen mit den Features "blue dilute", "merle" und "Brachyurie" (in EINEM Hund!) haben sich unsere Wege getrennt. Das freut mich, dass der Köter FCI-Papiere gehabt hätte, aber damit kann ich mir angesichts solcher Defektvermehrung den Hintern reinigen.
Meine Hündin kommt nun von einem Bauernhof. Ihren schwarzen, langschwänzigen Eltern behüten um die 40 Ziegen. Der Wurf war mit 8 Welpen stark. Viele vitale Welpen, geboren und gesäugt ohne menschliche Hilfe = Hinweis auf geringe Inzucht. Es waren nur schwarze und semmelfarbene Welpen. Geimpft und entwurmt wurde sehr korrekt.
Bitte seien Sie kritisch, investieren Sie Zeit und informieren Sie sich über in Frage kommende Rassen.