Balu – „Neuirischer Wolfundländer"

0
1506

Nach 32 Jahren Familienlebens mit Kindern, Katzen und großen Hunden und 2 Jahre nach dem Tod unseres geliebten Riesenschnauzer-Mischlings Bolle holten wir im März 2003 einen 11 Wochen alten Rüden (Neufundländer-Irish Wolfhound-Mix) zu uns. Da wir inzwischen im Rentenalter waren, wünschten meine Frau und ich uns einen gemütlichen Kuschelbären, der uns nicht überfordern würde. Sehr schnell mussten wir konstatieren, dass Balu zwar kuschelig, aber keineswegs gemütlich-anspruchslos war. Quicklebendig, neugierig, selbstbewusst, schon nach 2 Tagen stubenrein, ohne Zerstörungsdrang, nahm er auf freundliche Art das Zepter in die Pfote und dominierte so den Alltag. Daher entschlossen wir uns auf Anraten von Hundetrainern, mit ihm gemeinsam in einer lokalen Hundeschule das reibungslose Miteinander zu lernen.

Vorzeigehund auf dem Hundeplatz – aber auch nur dort
Wie zu vermuten, begriff Balu – viel schneller als wir –, was von ihm und uns gefordert wurde, und so avancierte er bald, insbesondere im Training mit unserem 7-jährigen Enkel Adrian, zum Vorzeigehund auf dem Hundeplatz. Als intelligentem Hund war ihm jedoch jenseits des Zaunes alles Erlernte „verloren gegangen", und er machte, kaum von der Leine, mit größtem Vergnügen Jagd auf alles, was sich bewegte. Die logische Konsequenz war, Ableinen in freier Natur wurde vorläufig aus dem Alltag gestrichen.

Parallel zu seinem Jagdtrieb entwickelte Balu, beginnend mit 9 Monaten und sich steigernd, unerklärliche Ängste vor fremden Räumen – unerklärlich, weil er bis dahin vor nichts Angst zeigte und er bei uns nie schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Unsere Hunde-Menschen-Trainer waren ratlos und überfordert, ihr Spektrum reichte lediglich für traditionelle, gewaltfreie Unterordnung, Hundepsychologie war nicht ihr Ding. Ein Wochenend-Seminar mit einem österreichischen Hundetrainer sollte Abhilfe schaffen. Leider war dessen Methode eine erschreckende: Er zerrte, ohne dass wir eingreifen konnten, den um sein Leben kämpfenden und laut schreienden Hund gewaltsam an der Leine in das Klubhaus, wo wir auf ihn warten sollten. Wir, der Hund und alle übrigen Teilnehmer waren zutiefst schockiert! Seitdem geht Balu, auf halbe Größe geschrumpft, mit uns zwar in jedes fremde Haus, aber er und wir sind damit nicht glücklich, wir können nur froh sein, dass er sein Vertrauen in uns nicht unwiederbringlich verloren hat.

Balu wurde aggressiv gegen andere Hunde
Im Alter von 2 Jahren begann eine schleichende Entwicklung, die uns vor noch größere Probleme stellte. Balu, der bis dahin zu jedem Hund freundlich war, wurde allmählich immer aggressiver fremden Hunden gegenüber, ging mit seinen heute 60 kg Lebendgewicht, angeleint, wie auch abgeleint, vehement auf Rüden und Hündinnen los, was meiner Frau und mir einige Stürze einbrachte und nicht wirklich zum entspannten Spazierengehen beitrug, auch wenn er andere Hunde dabei nicht verletzte und sofort auf unser Kommando wieder der brave Hund war. Gegensätzlich zu diesem unerwünschten Verhalten findet er alle ihm bekannten Hunde (Rüden wie Hündinnen in jeder Größe) absolut toll und spielt gern und ausgiebig mit ihnen.

Einzeltraining bei Hundepsychologen
Ein 2-tägiges Einzeltraining bei einem bekannten Kölner Hundepsychologen vermittelte uns neue Einblicke („der Hund will uns, insbesondere meine Frau, beschützen") und machte mit ausführlichen Trainingsplänen Hoffnung auf eine stressfreie Zukunft. Als (s.o.) intelligenter und sensibler Hund verinnerlichte Balu in kürzester Zeit, was wir von ihm erwarteten. Seither ist unser 60 kg-Kraftpaket zuhause ein absoluter Schatz: Wenn es klingelt, verschwindet er in seinem Korb und begrüßt erst auf mein Zeichen freundlich und kontrolliert den Besuch. Wenn wir essen wollen, geht Balu spontan und ohne Aufforderung in seinen Korb im anderen Raum und bleibt dort, bis wir fertig sind. Er bettelt nicht, zerstört nichts, bellt selten und nie ohne Grund, er ist nur lieb und sanft, bleibt problemlos allein, will uns offensichtlich alles recht machen, ohne charakterlich verbogen zu sein, da unser Zusammenleben völlig gewaltfrei, mit leisen Tönen und Körpersprache, Zuwendung und Belohnung abläuft.

Schnell und gern eignet er sich neue Spiele und neue Kommandos im Haus sowie in freier Natur an. Seine liebevolle Art, uns durch leichtes Lecken der Hand zu wecken, wenn wir länger als erwartet schlafen, rührt mich. Kurz, er ist eine Bereicherung in unserem Leben, die wir nicht mehr missen wollen, er ist mein Mischlings-Champion!

Zwei weitere Trainerinnen
Neben allem Positiven blieb jedoch die „schwarze" Seite unverändert, d.h. fremde Hunde innerhalb seines Individualbereiches lösten sofortige heftige Aggression aus. Eine weitere Trainerin auf einem anderen Hundeplatz (auf dem sich dieses Verhalten nicht zeigte) war wiederum keine Hilfe.

Durch Zufall haben wir jetzt eine Hundetrainerin kennen gelernt, die nach 2-stündiger sorgfältiger Analyse und Verhaltensberatung konstatierte, Balu hat Ängste, insbesondere vor fremden Hunden. Seine von ihm entwickelte Strategie, von sich aus anzugreifen, hat ihm Erfolge beschert, die sein Verhalten verfestigen. Die Ursache dieser multiplen Ängste könnte in seiner Kastration im Alter von 9 Monaten, einer besonders sensiblen Lebensphase, liegen. Dies würde auch mit seinen im gleichen Alter auftauchenden Ängsten vor fremden Häusern bzw. Räumen korrelieren, eine interessante Hypothese.

Balu hat es begriffen …
In bisher 2 Trainingseinheiten hat uns die Trainerin einfache, gewaltfreie Tricks vermittelt, wie wir Balu auf der Stelle in unsere Kontrolle bringen können, sodass er andere Hunde passiert, ohne auszurasten. Das klingt unglaubwürdig, nach allen vergeblichen Bemühungen, aber es funktioniert, d.h. der Hund hat es schon begriffen, wir Menschen arbeiten daran. So erwarten wir für die (hoffentlich lange währende) gemeinsame Zukunft neben allem bisher Positiven auch noch ungetrübte Freude bei langen Wald- und Stadt-Spaziergängen mit unserem Neuirischen Wolfundländer, unserem Champion namens Balu.

Nach der dritten Trainingsstunde mit unserer neuen Trainerin glaube ich nunmehr an kleine Wunder, da Balu seit dem 3.11.2006 zum ersten Mal nach 3 Jahren unangeleint und supergehorsam mit mir stundenlang durch den Wald läuft, was deutlich seine und meine Lebensqualität verbessert!

IHR MISCHLINGS-CHAMP

Wo bleibt Ihr Mischlings-Champion?

Schicken Sie mehrere möglichst gute Fotos Ihres Mischlingshundes (ev. auch eines von sich selbst) an WUFF, zusammen mit einer kurzen Geschichte und Informationen über Ihren Liebling. Was ist es, das ihn so besonders macht?

• per Mail: [email protected]
Hinweise für die elektronische Versendung: Die Bilder bitte im jpg-Format mit einer Auflösung von 300 dpi und ca. 12–15 cm Breite.

• per Post: WUFF-Redaktion
KW Mischlings-Champ, Nerongsallee 48, D–24939 Flensburg

KEINE KOMMENTARE

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT