deutsche Grammatik - Frage für Experten (?)

laubfrosch

Super Knochen
Hallo,

wir haben hier ja die Sprachpolizei, die für Rechtschreibung und Unterhaltung sorgt. Nun hätte ich auch eine Grammatikfrage und hoffe auf Leute, die vielleicht etwas mehr Hintergrundwissen haben als der durchschnittliche User.
Es geht um folgenden Satz:

"Meine Mutter ist in Maraba, einer Stadt in Brasilien, geboren."

Detailfrage: Ist "einer Stadt" ein Dativ? Also nicht ob es im Satz ein O3 ist, sondern nur ob das "einer" ein Dativ ist. Es heißt schließlich eine Stadt, einer Stadt, einer Stadt, eine Stadt.

Wenn ja: Warum ist da einer bzw. gibt's dafür eine Regel? Wenn nein: wie kommt man auf "einer"?

Ich bedank mich schon mal für die Hilfe und bin gespannt auf Antworten. Und hoffe so nebenbei, dass mein Problem nicht all zu leicht zu lösen ist. Will mich ja nicht in Grund und Boden blamieren *gg*.
 
Bei statischen Ortsbestimmungen steht nach der Präposition der Dativ, bei dynamischen der Akkusativ.
Also ist das in diesem Fall ein Dativ.;)
 
Ahhhhhhhhhh vielen Danke!

Das mit der Dynamik bzw. Statik scheint ja generell ein Dativ-Akkusativ-Thema zu sein. Hast du vielleicht einen Tipp wo ich dazu kompremiertes Wissen bekomm. Gerne auch in Buchform. Irgendwie hab ich Grammatik trotz Text- und Schriftaffinität irgendwie unter den Teppich gekehrt. :D

Ist die "Regel", dass der Akkusativ eher mit Bewegungsverben und der Dativ eher mit Verben, die persönliche Beziehungen ausdrücken, hilfreich oder eher eine Eselsbrücke die auf den Holzweg führt?
 
Diese Regel kenne ich zwar nicht, aber eine andere Möglichkeit kann ich dir bieten, wie du weißt, ob Dativ oder Akkusativ zu verwenden ist. Setze einfach dir/mir oder dich/mich statt des Wortes ein.
dir/mir= drei Buchstaben, 3. Fall
dich/mich= vier Buchstaben, 4. Fall

Beispiel: Ich könnte diesem/n (?) Kind ein Stück Kuchen geben.
Ich könnte dir ein Stück Kuchen geben, also dritter Fall (Ich könnte dich ein Stück ... wäre unlogisch)

Ich kaufe Pansen für meinem/n (?) Hund.
Ich kaufe Pansen für mich = vierter Fall und vielleicht ein bisschen grauslig, außer man isst gerne Pansen :eek: ;)
 
Ich kann mich noch dunkel erinnern... bei Fragen nach "WO" kommt der dritte Fall, also der Dativ. Bei Fragen nach "WOHIN" kommt der vierte Fall, also der Akkusativ.
 
@Bruja:
ICH hab ja kein Problem Dativ und Akkusativ zu verwenden, ich kann aber nicht erklären, wer von den zwei Verdächtigen wann warum wohin gehört (zumindest sobald man nicht die üblichen Fragen Stellen kann). Ich bin also reiner User ohne Knowhow und das ist mein Problem, wenn ich mit anderssprachigen lerne ;).

Deshalb auch meine Frage nach einer komprimierten Fallgeschichte. Ich bin nämlich etwas schockiert, dass ich bei sehr vielen Fragen nicht erklären kann, warum und wieso man das so macht...
 
Du wirst sicher in einer DaF-Grammatik fündig. Bei der Frage, die du gestellt hast ( Bewegungsverben, Beziehungen) würde ich eher meinen, dass es mit den jeweiligen Präpositionen zu tun hat.
 
Ich war heute schon in einer Bibliothek, aber ich fand die meisten DaF/DaZ- Bücher extrem unübersichtlich. Gerade was die Grammatik angeht. Vielleicht hab ich auch nur die falschen ausgewählt.

Aber ein paar hab ich mitgenommen, mal sehen ob da etwas dabei ist :).

Danke für eure Hilfe!
 
Ich hab was "Nettes" in einem DaF-Lehrbuch gefunden. Ist ein reines Grammatiksübungsbuch, Diskussionen sind also - zumindest von Verfasserseite nicht vorgesehen. Das Buch ist in einer Kooperation des Hueber-Verlages mit einem griechischen Verlag erschienen. Die Beispielsätze sollen ins Passiv transformiert werden.
 
den fall erkennst du mit den fragen WO oder WOHIN.
das mit den drei und vier buchstaben ist die eselsbrücke ;)

und die grammatik komprimiert ist in jedem duden auf den ersten seiten. sehr verständlich, ausführlich beschrieben und immer mit beispielen.
 
Sie dachte unentwegt an ihn, einen Fremden.

Ich bin der Meinung, dass hier der Kasus von der präpositionalen Ergänzung des Verbes bestimmt wird:

Sie zog nach Maraba, einer Stadt in Brasilien, in ein Viertel mit guter Verkehrsanbindung.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Calimero: Danke, für DIESEN Fall hab ich es schon verstanden, aber der Dativ kommt ja öfter vor und ich würde mich gerne über Dativ und Akkusativ generell ein bisschen informieren.

Was ist zum Beispiel in diesem Fall?

Wohin gehst du?
Ich gehe zu einem Arzt.
Zu wem gehst du?
Zu einem Arzt!

Also meines erachtens ist "zu einem Arzt" ja ein O3, aber ich frage dennoch mit Wohin? und deiner Regel nach zu folgern, müsste es ja dann ein O4 sein, aber "Ich gehe zu einen Arzt," ist eben nicht so richtig richtig. :D

Ich würde zum Beispiel auch sagen:
"Meine Mutter zog nach Marab, einer Stadt in Brasilien."
"Meine Muter zog nach Marab, eine Stadt in Brasilien." Da wirkt der Satz für mich unfertig und passt eher zu: "Das sein Stadt in Brasilien."
Ich würde eher sagen: "Meine Mutter zog nach Marab, das ist eine Stadt in Brasilien." Da geht das mit Wohin und O4 auch wieder gut.

@Mix: Im "Österreichischen Wörterbuch- Schulausgabe" nicht. da hab ich als erstes Nachgesehen. Da hab ich dafür das griechische Alphabet und Kyrilisch drinnen :D.
 
Ich stell dir, wenn ich wieder zu Hause bin, die Daten zu einem - nach erster Durchsicht - recht guten Fachdidaktik-Buch ein, das auch die traditionelle Grammatikvermittlung im Fremdsprachenunterricht kritisch behandelt, ein.

Dies ist kein Beispielsatz! :D
 
@laubfrosch

zu deinem beispiel - ich denke, da ist das sehr gut erklärt:

das "Problem" der Wechselpräpositionen: lokal

Einige Präpositionen wechseln in lokaler Funktion den Kasus. Bei der Frage wo steht der Dativ. Bei der Frage wohin steht der Akkusativ.

Beispiel:
wo? – Wo ist das Buch? – Das Buch ist auf dem Tisch. = Dativ
wohin? – Wohin legst du das Buch? – Ich lege das Buch auf den Tisch. = Akkusativ

Es gibt 9 Wechselpräpositionen.

Präpositionen mit Dativ oder Akkusativ (Wechselpräpositionen): in, auf, vor, hinter, unter, über, neben, an, zwischen

Weitere Beispiele:
Präposition – wo? – wohin?
auf: auf dem Tisch – auf den Tisch
in: in der Tasche – in die Tasche
vor: vor dem Regal – vor das Regal
hinter: hinter der Tür – hinter die Tür
unter: unter dem Bett – unter das Bett
über: über dem Tisch – über den Tisch
neben: neben dem Schrank – neben den Schrank
an: an dem Fenster – an das Fenster
zwischen: zwischen dem Fenster und der Tür – zwischen das Fenster und die Tür

Achtung: Wenn Wechselpräpositionen temporal oder in einer festen Verbindung mit einem Verb verwendet werden, haben sie einen festen Kasus.

Wechselpräpositionen: temporal

Die Wechselpräpositionen, die temporal gebraucht werden können, erfordern fast alle den Dativ.

Beispiel: temporal = Dativ
Ich schreibe die Prüfung im September.
Das Studium beginnt am fünfzehnten Oktober.
Das Geschäft bleibt zwischen dem ersten und dem fünfzehnten Juli geschlosssen.
Ich muss die Masterarbeit vor dem ersten Oktober abgeben.

Eine Ausnahme ist die Präposition über. Sie wird mit Akkusativ benutzt.

Beispiel:
Ich fahre über das Wochenende nach Berlin.
Wir fahren über die Feiertage in Urlaub.

Wechselpräpositionen: feste Verbindung mit einem Verb

Bei einer festen Verbindung mit einem Verb ist der Kasus vom Verb abhängig.

Beispiele: an
denken an = Akkusativ: Ich denke oft an dich.
teilnehmen an= Dativ: Ich nehme an dem Kurs nicht teil.

Beispiel: auf
warten auf = Akkusativ: Ich warte auf einen Brief von meinem Vater.
bestehen auf= Dativ: Er besteht auf der sofortigen Bezahlung.
 
Ich stell dir, wenn ich wieder zu Hause bin, die Daten zu einem - nach erster Durchsicht - recht guten Fachdidaktik-Buch ein, das auch die traditionelle Grammatikvermittlung im Fremdsprachenunterricht kritisch behandelt, ein.
Ich ziehe den Hut vor diesem Satz und vor allem vor der Zeichensetzung... Und weil ich da meine Schwächen habe, mache ich es kurz: Danke!


@Mix: Auch dir Danke!
Ich vermute jetzt mal ins Blaue, dass eines der Probleme im verstehen (sowohl bei mir als auch bei meinen Leute) darin besteht, dass Dativ-Akkusativ immer wieder auftaucht, aber immer nur zerstückelt. Einmal bei den Artikeln, einmal bei den Satzgliedern, einmal bei den Präpositionen (und da finde ich die Verweise auf Dativ und Akkusativ auch in den Büchern).

Gut ich bin niemand vom Fach und ich nehme schon an, dass die Bücher einer Logik folgen. Aus der Erfahrung als Lernende, weiß ich, dass ich mir oft die Einzelelemente erst eigenständig zusammengefassen musste, bevor ich sie im "Großkapitel" verstehen konnte...
 
Heringer: Hans Jürgen: Deutsche Grammatik. Ein Arbeitsbuch für Studierende und Lehrende. Paderborn. 2013 (Verlag: Fink)
 
@Calimero: Danke, für DIESEN Fall hab ich es schon verstanden, aber der Dativ kommt ja öfter vor und ich würde mich gerne über Dativ und Akkusativ generell ein bisschen informieren.

Was ist zum Beispiel in diesem Fall?

Wohin gehst du?
Ich gehe zu einem Arzt.
Zu wem gehst du?
Zu einem Arzt!

Also meines erachtens ist "zu einem Arzt" ja ein O3, aber ich frage dennoch mit Wohin? und deiner Regel nach zu folgern, müsste es ja dann ein O4 sein, aber "Ich gehe zu einen Arzt," ist eben nicht so richtig richtig. :D

Ich würde zum Beispiel auch sagen:
"Meine Mutter zog nach Marab, einer Stadt in Brasilien."
"Meine Muter zog nach Marab, eine Stadt in Brasilien." Da wirkt der Satz für mich unfertig und passt eher zu: "Das sein Stadt in Brasilien."
Ich würde eher sagen: "Meine Mutter zog nach Marab, das ist eine Stadt in Brasilien." Da geht das mit Wohin und O4 auch wieder gut.

@Mix: Im "Österreichischen Wörterbuch- Schulausgabe" nicht. da hab ich als erstes Nachgesehen. Da hab ich dafür das griechische Alphabet und Kyrilisch drinnen :D.
Du verwechselst im fett markierten Teil O3/O4 mit Präpositionalobjekten im dritten oder vierten Fall.

Frage nach O3: wem?
Frage nach O4: wen oder was?

Frage nach Präpositionalobjekt im dritten Fall: Präposition + wem?
Frage nach Präpositionalobjekt im vierten Fall: Präposition + wen oder was?
In der Antwort ist ebenfalls die Präposition enthalten.

Bsp:

Sie schenkt es dir. wem? dir, O3
Ich mag ihn. wen? ihn, O4

Ich gehe zu ihm. zu wem? zu ihm, PO3
Es ist für ihn. für wen? für ihn, PO4
 
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