Wir wohnen zwar in einer Wohnung jedoch eher am Stadtrand. Weiters befindet sich gleich im Nachbarhaus mein Büro/Elternhaus samt großem eingezäunten Garten.
Da ich meinen Hund gerne ins Büro mitnehmen möchte, suche ich eine sehr menschenbezogene, lernwillige Rasse, die aber auch mal 1h ruhig neben meinem Schreibtisch im Körbchen liegen kann und vor allem nicht jedes Türklingen und jeden hereinkommenden Mandanten lautstark meldet.
Grundsätzlich würde ich sagen, das schaffen die meisten Hunde.
Mit Rasse-Empfehlungen wäre ich hier sehr, sehr vorsichtig.
Ich kann dir meine Erfahrungen sagen:
- Mein Schäferhund-Husky-Mix hat sein Grundstück bewacht und bei Annäherung von Fremden anhaltend und drohend gebellt. Ein Fremder war jeder, der dem Hund nicht bis zur 12. Woche vorgestellt wurde. Er neigte dabei nicht zum aggressiven Nach-vorne-gehen, zeigte aber insgesamt schon das "rassetypische" Schäferhundverhalten.
Schäferhundrassen würde ich dir daher nicht raten, auch nicht die kleinen. Das Anschlagen ist bei ihnen doch recht durchgezüchtet.
- Als Studentin ging ich entgeltlich mit einem Dalmatiner Gassi.
Im Büro seiner Herrin bewohnte er ein eigenes Zimmer, dass NIEMAND betreten durfte, ohne ernstlich angegriffen zu werden. Auch nicht sein Frauerl. Sie fand es normal, dass Hunde gewisse Freiräume brauchen. Die Freiräume nahm er sich auch draußen. Der gute Spot war ein Monster. Ich seh ihn noch vor mir, ein großer Dalmatinerrüde in einem Zimmer, wo nur der Hundekorb drin war. Da drin fraß er das Schweinsohr, mit dessen Hilfe ich ihm näher kommen wollte, und fletschte drohend Richtung Türe.
Eigentlich sind Dalmatiner recht friedliche Hunde. Er hatte einen tollen Stammbaum, die Dame konnte sichs ja leisten. Er hat die Hundeschule besucht und dort allerlei Mätzchen gelernt.
Nur im Alltag benehmen konnte er sich nicht, denn dafür hätte ihm eine konsequente Person zeigen müssen, wo es lang geht. Der Züchter hat keinen Einfluss darauf, wie sich der Hund nach der Abgabe entwickelt.
Die Groenendael-Hündin, die ich zu jener Zeit auch versorgte, hat bei Annäherung von Fremden an ihre Laufkette heftig gebellt. Außerdem schielte sie und hatte Probleme, Personen auf Distanz zu erkennen, daher bellte sie auch vertraute Leute wild an. Streicheln hätte sie übrigens jeder können.
Sie entstammte einer zwielichtigen ÖKV-Zucht, die später aufgelöst wurde. Ihr Züchter hatte keine Bedenken, einen Hund in die ausschließliche Draußen-Haltung an der Laufkette abzugeben, wo der Besitzer bis zu 6 Monate abwesend war und wo kein Tierarzt bezahlt wurde.
Meine Labrador-Mischlingshündin wurde wegen Bewachen ihres Eigentums gegen andere Hunde abgegeben. Ihr Ex-Besitzer sagte, sie würde ihm die Kundschaft aus seiner Zoohandlung vertreiben. Sie soll unter anderem einen Pitbull erlegt haben, der leichtfertig den Laden betrat. Ich glaubs sofort, mir hat sie am zweiten Tag einen Schäferhund umgeschmissen und am Hals gepackt.
Also bei mir ist sie gaaaaanz liiiiieeeeb.... Weil ich den anderen Hundebesitzern im Haus klargemacht habe, dass der Innenhof für ihre Tiere tabu ist. Was dort rein kommt, 4 Beine hat und ihr nicht vom frühesten Alter an bekannt war, wird von ihr gefressen. Sie würde auch gerne am Gartenzaun toben, das darf sie aber nicht, weil es die Rauflust verschlimmert. Am Spaziergang ist sie heute durchaus friedlich und kann auch mit anderen Hündinnen zusammen gelassen werden.
Menschen würde sie nie anbellen oder gar attackieren. Menschen haben Keksi. Jeder darf herein. Jeder wird angewedelt. Man kann ihr Gelenke infiltrieren, ohne dass sie zuckt, wenn man ihr die Keksischachtel vor den Kopf hält. Sie geht der Tierärztin wedelnd zu, weil diese Frau Keksi hat.
Und mein Rüde, Sohn der Giftnudel, würde deinen Angaben entsprechen. Er liebt wahllos alle Menschen, Bellen fällt ihm gar nicht ein. Wenn morgens um 6:30 ein fremder Mann am Schlafzimmer-Fenster mit einem Maßband hantiert, stürzt er hin, um diesem netten Mann wedelnd zu begrüßen. (Der nette Mann bezeichnete ihn als Versager und versprach rasche Lieferung der Fenstergitter.)
Mit Hunden verträgt sich mein vierbeiniger Held, wenn sie nicht böse sind und bellen. Vor bellenden Chihuahuas hat er Angst.
Ich darf nicht klagen, weil der sehr gemischte Liebling bei mir zur Welt kam und von mir im Hinterhof sozialisiert wurde. Seine Geschwister sind auch nicht besser, obwohl angeblich einer den Kinderwagen gegen einen unfreundlichen Schäferhund verteidigt hat. Ich nehme an, man hat ihm nachher einen Nerventee eingeflößt.
Beagles kenne ich überwiegend als sehr freundlich, aber es gab auch schon einen, der ein fettleibiges Ungustl war und jedem an die Wadeln wollte.
Es gibt Rassen, die ihren Bereich intensiv verteidigen, sog. Wachhundrassen. Z.B. einen Deutschen Schäferhund könnte man aber durchaus erziehen, Besucher im Büro zu dulden. Vielleicht wird man auf einen Kompromiss in Form von zwei WAU WAU eingehen müssen, falls der Hund sehr auf seinen angeborenen Wächterpflichten beharrt. Ich kenne auch einen weißen Großspitz in einem Frisiersalon, der absolut ruhig ist und dessen duftige Mähne ein Aushängeschild für den Laden darstellt.
Auch "friedliche" Rassen können die Revierverteidigung ernst nehmen, und XYZ anbellen. Vielleicht richtet es sich dann nur gegen Besucher mit gefährlichen schwarzen Taschen, aber auch das kann lästig sein. Meistens lässt es sich abtrainieren, aber nicht immer.
Der Züchter übergibt dir einen Welpen, dessen Sozialisierung noch längst nicht fertig ist.
So wie zahlreiche Hunde aus schlechter Herkunft friedliche Begleiter wurden, können Hunde aus guter Herkunft zu lästigen Rüpeln werden.
Es liegt an DIR, wie sich der Hund im Büro tut. Er wird dort einen Rückzugsort brauchen und er sollte nie mit Besuchern allein sein.
Die Bellerei ist eine sehr individuelle Sache, die auch stark vom Training abhängt.
An dem Satz "Je kloana de Hund, desto mehr müssens keifen!" ist absolut was dran, aber auch kleine Keifen lassen sich zur Ruhe erziehen.