AW: Wie habt ihr entschieden, wie groß euer "Rudel" wird? Zweit/Dritt/Viertund?
Ich bin in einem Mehr-Hunde-Haushalt aufgewachsen. Das hat mich geprägt; ich werde wohl immer eine Mehr-Hunde-Halterin sein.
Momentan hab ich zwei, die allerdings nicht zusammen wohnen: Als ich nach Wien gezogen bin, hab ich schweren Herzens meinen treuen Findelhund Snoopy bei meiner Großmutter gelassen. In seinem Alter, mit seiner fast vollständigen Blindheit, Schwerhörigkeit und einigen anderen altersbedingten Wehwehchen wollte ich ihm, der einen Garten in einer ruhigen ländlichen Gegend gewohnt war, keinen Umzug in eine Stadtwohnung zumuten.
Meine Großmutter kannte und liebte er, und zeitgleich ergab sich, dass es auch ihr gut tat, ein Lebewesen zu haben, um das sie sich kümmern konnte. Sie ist über 90 - und der Hund hält sie fit. Beide sind alt und schwerhörig, und beide sind glücklich miteinander.
Natürlich bin ich trotzdem oft dort mit meinem jetzigen Hund, und die junge Phoebe und der alte Snoopy verstehen sich problemlos. Snoopy ist von früher schon gewohnt, mit mehreren Hunden im Haushalt auszukommen, daher war das für ihn kein Problem.
Meine Phoebe ist von Anfang an Stadthund gewesen. Durch meinen Sitt-Hund, den ich mehrmals die Woche habe, lernt auch sie, dass es okay ist, ihren Menschen "zu teilen", und dass sie nicht eifersüchtig sein muss. Ich finde es wichtig, schon als Welpe Eifersucht vorzubeugen. Zusätzlich lernt sie einiges von der Großen, die ein ausgezeichnetes Vorbild ist.
Phoebe wird (abgesehen vom Sitthund) allein aufwachsen, bis sie etwas älter ist und verlässlich in der Grundausbildung. In einigen Monaten dann wird ein Zweithund dazukommen - vermutlich ein schon älterer Hund, und Phoebe darf mir ein bisschen beim Aussuchen helfen. Schließlich soll es problemlos klappen.
Wie mache ich das mit der Arbeit?
Das ist bei mir glücklicherweise unkompliziert: Vier Tage die Woche unterrichte ich von 9-12 in der Erwachsenenbildung; da kann ich einen Hund problemlos mitnehmen, und Phoebe ist derzeit fast täglich mit dabei.
Auch alleine bleiben ist für die kurze Zeit kein Problem, vor allem, wenn sie dann zu zweit sind. Noch lasse ich sie nicht so lange allein; schließlich ist sie noch ein Baby und wir steigern die Allein-Bleib-Zeit ganz langsam.
Abgesehen davon arbeite ich als Velagslektorin und Übersetzerin - von zuhause aus, mit dem eigenen Computer, bei freier Zeiteinteilung. Ich arbeite viel, aber meine Hunde sind im selben Raum und ich kann jederzeit eine Pause machen, eine 3-minütige Clicker-Trainings-Session einlegen, einen ordentlichen Spaziergang machen, eine Runde kraulen, einen Ball werfen oder sonstwas.
Auch an Hundesittern mangelt es in meinem Bekanntenkreis nicht. Ich habe 2 Freundinnen, die gern einspringen, wenn sie Zeit haben, und die Besitzerin meines Sitt-Hundes, die ebenfalls aushelfen kann und deren Arbeitszeiten praktischerweise ganz anders sind als meine.
In einigen Jahren werde ich wahrscheinlich wieder aufs Land ziehen (wir haben ein leerstehendes Haus in der Steiermark). Fällt erst mal die teure Wiener Miete weg, würde ich das Unterrichten aufgeben und der damit freiwerdenden Zeit meinen Traum verwirklichen und meine Clickerschule aufbauen (Dann ist es vermutlich auch nur eine Frage der Zeit, bis ich den Alltag wieder mit mehr als 2 Hunden teile. Ich bin auch eine jener Kandidatinnen, bei der Hunde in Not hin und wieder einfach bleiben dürfen, die eigentlich nur vorübergehend hätten unterkommen sollen. In einem Haus mit Garten ist platz- und nachbarntechnisch auch wieder mehr möglich als in einer Mietwohnung.)
Verantwortlichkeit steht dabei aber immer an erster Stelle:
Zeit, Geld, Platz und Sympathie sind natürlich wichtige Faktoren.
Ich nehme grundsätzlich nur so viele Tiere bei mir auf, wie ich mir leisten kann - das heißt, sie sollen hochwertiges Futter bekommen, und auch für unvorhergesehene Tierarztkosten muss immer was am Sparbuch sein.
Zeit muss auch für jedes Tier einzeln vorhanden sein, schließlich soll jeder Hund auch Zeit mit seinem Menschen nur für sich allein bekommen.
Und bevor ein Zweit- (Dritt-, Viert-, ...)hund einzieht, wird natürlich intensiv überprüft, ob das Zusammenleben mit den bereits vorhandenen Vierbeinern funktioniert.
Platz muss auch genügend sein, also ein persönliches Rückzugsfleckchen für jeden Vierbeiner in der Wohnung, und ein gesicherter und gemütlicher Mitfahr-Platz im Auto.