Editorial WUFF 2/2018

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Psychologie beim Hund

Liebe Leserin, lieber Leser!

Die Psychologie hat längst auch den Hund entdeckt. Das ist auch kein Wunder, sind doch auch bei Hunden psychologische Phänomene zu erkennen, wie sie sich auch bei uns Menschen finden. Der griechische Begriff psychología, der sich zusammensetzt aus psyché für Seele und logía, bekanntermaßen für Lehre, stand ursprünglich ausschließlich für seelische Vorgänge im Menschen, da Hunden ja nicht das zugesprochen wurde, was wir Seele nennen. Das galt übrigens genau so auch für die Kognition, was man grob mit Erkenntnisfähigkeit übersetzen könnte, die ja mit der Vernunft zusammenhängt. Auch das ­wurde lange Zeit ausschließlich als eine Fähigkeit bzw. Eigenschaft des Menschen angesehen.

Nun, in der über 20-jährigen Geschichte unseres Magazins WUFF konnte ich gut verfolgen, wie sich die psychologische und die Kognitionsforschung zunehmend auch des Hundes annahm. Parallel dazu entwickelte sich auch eine seriöse Form des Tierschutzes, wobei ich mit seriös eine wissenschaftliche Fundierung meine. Ein Tierschutz, der sich an den wirklichen Bedürfnissen und Verhaltensweisen der Tiere orientiert. Ein Tierschutz, in dem ein großes Herz gepaart ist mit Vernunft. Jeweils nur ein Aspekt wäre zu wenig, wie die Erfahrung zeigt. Ein großes Herz allein, unprofessioneller Tierschutz, tut den Hunden nichts Gutes – das sog. Animal Hoarding, über das ich schon vor vielen Jahren in WUFF publiziert habe, ist eines von vielen Beispielen dafür. Wenn wir Verantwortung übernehmen, dann müssen wir uns auch um die Ressourcen kümmern, die wir dafür brauchen. Das gilt nicht nur für den Tierschutz, sondern für jeden Bereich unseres Lebens. Kümmern wir uns nicht um notwendige Ressourcen, tun wir weder uns noch den Tieren etwas Gutes. Das (heute schon fast als modern zu bezeichnende) Krankheitsbild des Burn Out Syndroms ist eine Folge eines Missverhältnisses von Verantwortung und Aufgabe auf der einen Seite und Ressourcen auf der anderen. Dass ein echtes Burn Out Syndrom von der Person selbst kaum erkannt wird, erschwert das Ganze noch.

Nun, ich kann mir vorstellen, dass es auch bei Hunden so etwas wie ein Burn Out Syndrom gibt. Nämlich dann, wenn von ihnen immer nur gefordert wird, jedoch Rückzug sowie Kraftquellen vorenthalten werden. Unser Hund soll bspw. immer gut gelaunt sein, wenn wir nach Hause kommen. Begrüßt er uns nicht immer begeistert, sind wir gleich einmal von ihm enttäuscht. Wenn wir Ruhe haben wollen, muss auch er sich ruhig verhalten und wird bei Störung zurechtgewiesen. Er muss es sich immer gefallen lassen, wenn wir ihn streicheln wollen, egal, wie er selbst gerade mal drauf ist.

Bei Streitigkeiten in der Familie weint sich jeder beim Hund aus oder aber er wird zum gegenseitigen Erpressungsobjekt in Rosenkriegen. Wenn wir traurig sind, soll unser Hund uns trösten oder aufheitern, sind wir aktiv drauf, soll er genauso mit uns mitmachen.

Das Erstaunliche ist, dass unser Hund bei all dem tatsächlich mitmacht. Und meist ohne ins Burn Out zu fallen. Wohl einer der Gründe, warum Mensch und Hund so gut zusammenleben.

Viel Freude mit diesem neuen WUFF!

Es grüßt Sie ganz herzlich
Ihr Dr. Hans Mosser, WUFF-Herausgeber,
und Bruno, der WUFF-Redaktionshund

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Der Arzt und Theologe Mag. Dr. Hans Mosser ist Mitbegründer und Herausgeber von WUFF und arbeitet im Hauptberuf als leitender Arzt und ­Professor in einem Universitätsklinikum.

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