Gib Laut – Leserbriefe WUFF 4/2017

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Blickverhalten: Artikel deckt sich mit ­meinen Erfahrungen
(Zum Artikel „Der Hund weiß, was er von Dir will“ in WUFF 2/2017, S. 10 ff)
Der Artikel zum abwechselnden Blickverhalten in der aktuellen Ausgabe von WUFF war sehr interessant. Ich gehe in dieser Hinsicht noch weiter, denn mein Dobermann-­Rüde ruft mich sogar, wenn er vor einer ihm nicht lösbaren Aufgabe steht. Es ist immer der gleiche hohe Laut, mit dem um Hilfe gebeten wird. Beispielsweise, wenn sein Spielzeug unter das Sofa gerutscht ist. Und in diesem Fall keinesfalls ­penetrant, sondern sehr höflich, denn er bittet – und fordert nicht. Demnach würde ich sogar behaupten, dass er zwischen Bitten und Aufforderung unterscheidet. Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Ich würde mich sehr über weitere solche Artikel zur kognitiven Leistung erfreuen.
Nicole Gartzke

Hilferuf: Hund verschwunden!
Ich suche verzweifelt seit zwei Jahren unermüdlich meine Hündin Enya aus Kolbermoor in Bayern. Sie ist spurlos verschwunden. Enya ist gechipt und bei TASSO registriert. Bitte helft mir, meine Enya wieder zu finden. Vielleicht erkennt jemand unsere Enya. Es ist furchtbar, nicht zu ­wissen, wo Enya ist, da sie ja ­mittlerweile überall sein kann. Hinweise bitte an
+49 174 6140614
Elisabeth Pfaffinger

Blickverhalten: Ein paar Gedanken zur ­Mailänder Studie
(Zum Artikel „Der Hund weiß, was er von Dir will“ in WUFF 2/2017, S. 10 ff)
Wir Hundetrainer und auch Hundehalter interpretieren in sehr unterschiedlicher Weise schon seit vielen Jahren Hundeverhalten und stellen dazu unsere Hypothesen auf. Irgendwann kommt die Wissenschaft und stärkt oder schwächt unsere Hypothesen durch ent­sprechende Untersuchungen bzw. Studien. Das Ergebnis der neuen Mailänder Studie belegt nun die bislang nur hypothe­tische Denkrichtung, dass unsere Hunde tatsächlich die äußerst beachtliche Fähigkeit besitzen, intentional zu handeln. Intentional bedeutet ja, dass operante, zielgerichtete Handlungsweisen gezeigt werden, die – und das ist das Besondere – auch abgekoppelt von typischen Konditionierungsabläufen auftreten. Es handelt sich somit quasi auch um ­„untrainierte“ Verhaltensweisen, die eine ganz beacht­liche Leistung des Gehirns bei unseren Vierbeinern erfordern. Dazu ein sehr spannender Aspekt aus der Praxis.

Als langjähriger Aus­bildungsleiter einer Polizeihundeschule war ich intensiv in das Trainings­geschehen unserer Polizeispürhunde ­einge­bunden. Unabhängig davon, ob es um die Suche nach Rauschmittel, Sprengstoff, Leichen oder Blutkontaminierungen ging, unsere Polizeihunde waren im Training und auch im Einsatz immer wieder mit lösbaren und auch mit unlösbaren Aufgaben konfrontiert. Dabei war es sogar wichtig, den Spürhunden immer wieder ganz bewusst Misserfolge zu präsentieren. Hätten wir nämlich unsere Vierbeiner im Training nur auf lösbare und damit auf erfolgreiche Ergebnisse konditioniert, wären sie ja in der Einsatzpraxis immer wieder enttäuscht worden, denn viele Polizeieinsätze mit dem Hund verlaufen nun mal ohne Erfolg. Deshalb sollten die Spürhunde auch im Training die Erfahrung machen, dass auch immer wieder Misserfolge zu ihrem „Berufsalltag“ gehören. Nur durch dieses Training konnten wir Frustration und Resignation bei einem ausbleibenden Erfolg optimal begegnen.

Interessant dabei: sehr viele Polizeihunde zeigten zu Beginn des „Misserfolgs-Trainings“ deutlich intentionales Verhalten durch wiederholtes Suchen des Blickkontaktes beim Hundeführer. Sie waren irritiert, weil der erhoffte Erfolg ausblieb und begannen – dahingehend völlig untrainiert – ihre zweibeinigen „Kollegen“ entweder zu „fragen“ oder auch mitzuteilen, dass da „nichts zu finden“ sei. So kam es häufig zu dem alternierende Blickverhalten (abwechselnde Blickrichtung zum Zweibeiner und zur jeweiligen Versteckmöglichkeit).

Da dieses Verhalten des Spürhundes im Vorfeld sicher nicht trainiert wurde, sondern durch die Vierbeiner in Eigeninitiative gezeigt wurde, mussten wir uns Gedanken machen, wie wir dieses für uns unerwünschte Verhalten wieder ABTRAINIEREN können. Dazu muss man wissen, dass Spürhunde der Polizei die höchste Leistungsfähigkeit besitzen, wenn sie nicht „nachfragen“, sondern möglichst kontinuierlich und damit selbständig ihre Sucharbeit verrichten. Uns ging es somit darum, keinesfalls das „Nachfragen“ des Vierbeiners durch bestätigende Aktivitäten wie Blickkontakterwiderung oder gar Kopfnicken und Fingerzeig zu bestätigen. Das hätte nämlich die Folge gehabt, dass die erwünschte Selbständigkeit und Zielstrebigkeit bei derartigen Trainingsfehlern zunehmend in Frage gestellt worden wäre. Vor allem dann, wenn nach solch einer Bestätigung der Spürhund auch noch zum Erfolg gekommen wäre.

Polizeihundeführer, die sich im Training fatalerweise wiederholt auf das Nachfragen ihres Vierbeiners durch Blickkontakt eingelassen hatten, standen früher oder später vor einem Problem. Bei durch mich und weitere Leistungsrichter vorgenommene, jährliche Leistungsüberprüfungen kam es nicht selten vor, dass der zu prüfende Polizeispürhund nach einigen Minuten erfolgloser Suche seine Arbeit unterbrach und seinen Hundeführer „fragend“ anschaute. Bekam er dann keine „Antwort“, konnte es gut sein, dass er minutenlag einfach dastand und nicht mehr bereit war, die Suche eigeninitiativ fortzusetzen. Hier konnten wir sichergehen, dass ein Ausbildungsfehler vorlag! Der Fehler lag ganz einfach darin, dass im zurückliegenden Training das Nachfragen des Hundes durch Blickkontakt in irgendeiner Weise bestätigt wurde. Somit wurde ein ursprünglich gezeigtes intentionales Verhalten durch zusätzliche Konditionierung erheblich verstärkt. Bei einer optimalen Ausbildung muss das intentionale Verhalten des Hundes durch entsprechendes Training abgebaut werden. Das gestaltet sich auch nicht schwer, denn nahezu jedes Verhalten, ob konditioniert oder intentional lässt sich nach dem einfachen Lerngesetz „Versuch und Irrtum“ reduzieren bzw. abbauen. Kommt es somit im Training von Polizeispürhunden zur Kontaktaufnahme durch Blickkontakt gegenüber dem Hundeführer, bleibt dieser Blickkontakt völlig unkommentiert. Der Hundeführer schaut den Hund nicht an und reflektiert das Verhalten durch völlige Ignoranz. Er signalisiert damit seinem Vierbeiner eine ausbleibende Kommunikationsbereitschaft. Fast alle so trainierten Hunde neigen dann, nach einigen Sekunden „Warteschleife“, zur Weitersuche und diese Weitersuche wird umgehend durch verbales Los sozial unterstützt. Nach einer entsprechenden Anzahl von Wiederholungen reduzieren sich die Versuche beim Hund, kommunikativen Kontakt aufzunehmen.

Es steht für mich außer Frage, dass tausende von Jahren enger Co-Evolution zwischen Mensch und Hund das Gehirn unserer Vierbeiner auf ein dem menschlichen Gehirn angepasstes Niveau gebracht hat. Im Ergebnis treffen wir auf eine immer höher werdende emotionale Intelligenz des Hundes. Dieser Umstand erfordert übrigens auch ein Umdenken in Erziehung und Ausbildung unserer sozialen Partner. Die einseitige Anwendung des vergleichsweise primitiven Behaviorismus muss dabei zunehmend in Frage gestellt werden, denn es darf nicht mehr darum gehen, wie ein Hund „funktioniert“, sondern welche geistig seelischen Prozesse wir im Umgang mit unseren Vierbeinern berücksichtigen sollten.
Thomas Baumann

Und welcher Hundehalter-Typ sind Sie …?
(Zur Serie „Hundehalterreport“ in den letzten WUFF-Ausgaben)
Es ist ein bekannter Sachverhalt, dass in sozialwissenschaft­lichen Studien die Auffassungen der Untersuchenden unhintergehbar in die Ergebnisse mit eingehen. Das kann zwar durch methodische Vorkehrungen relativiert, aber nicht aufgehoben werden. Im Hundehaltereport wird eine Typologie verwendet, in der drei Typen (Verantwortungsbewusst-Zielstrebige, Erfahren-Disziplinierte und Gutmütig-Tolerante) als Defizitvarianten des Sachkundig-Bedürfnisorientierten dargestellt werden. Zudem werden diesen Typen Attribute hinsichtlich Beziehung, Gesundheit, Ernährung, Einkauf und Erziehung zugeschrieben, die nicht nur allzu plakativ sind, möglicherweise dem Zeitgeist oder auch dem Interesse von sog. Hunde-Fachleuten entsprechen, aber sachlich kaum gerechtfertigt werden können. Was bei den Typologien dann alles behauptet und im Text auch diskutiert wird, ruft bei mir ein Schmunzeln und gelegentlich einigen Ärger hervor. Kurz und gut: Der Hundehalterreport mag für eine Hundezeitschrift von Interesse sein, die sich über die eigene Zielgruppe informieren will, über Hundehalter sagt er wenig oder Fragwürdiges.

Nun mag das nicht weiter schlimm erscheinen, ich meine aber, dass es für eine vernünftige Hundehaltung geradezu gefährlich ist: Hier wird das Bild eines optimalen Hunde­halters entwickelt, der sich seinem Hund reflektiert und (durch vermeintliche oder tatsächliche Fachleute) informiert zuwendet. Was dabei verloren geht oder sogar zerstört wird, ist das selbstverständliche, weitgehend unproblematische Zusammenleben von Menschen und Hunden. Hunde und Menschen sind nämlich gleichermaßen enorm flexible und anpassungsfähige Lebewesen, es sind Omnivoren, die mit vielen unterschiedlichen Lebensformen klarkommen. Wer sich also einen halbwegs vernünftigen Menschenverstand und Sensibilität für die ihm anvertrauten Hunde bewahrt hat, braucht das alles nicht. Wenn er eine zu ihm und seiner Lebensweise passende Rasse ausgewählt hat, reicht ein ge­­legentlicher Blick in eine der besseren Hundezeitschriften wie z.B. WUFF, oder auch ein Abo dieser.

Als bekennender „Gutmütig-Toleranter“ Hundehehalter, dem es niemals einfiele, all den Aufwand zu betreiben, den ­andere so aufwenden, kann ich mich an dem gelassenen Umgang mit unseren Hunden erfreuen, und sie sich an dem Leben mit uns. Aber natürlich kann man das auch anders machen, sowohl hinsichtlich Beziehung, Gesundheit, Er­­nährung und auch Erziehung – es kommt wirklich nicht so genau drauf an!
Peter Sommerfeld

„Verschlinge“ WUFF regelmäßig seit Jahren!
(Zur Serie „WUFF-Blog“)
Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Idee, so einen Blog einzurichten! Die WUFF verschlinge ich seit der legendären Schäferhundausgabe „Aufstand der Schäfer­hunde“; leider erst seit dieser Ausgabe. Ich bin damals durch Frau Iris ­Strassmann (Anm.: macht das WUFF-­Lektorat) auf WUFF aufmerksam gemacht worden, da ich im SV Augsburg Mitglied war und mir seit langem schon deren ­„Vorgehensweise“ mit dem DSH und auch der Zucht dieses damals wundervollen Hundes absolut gegen den Strich ging. Um diese Zeit war ich Schriftwartin und Ausbildungswartin in einer OG (Orts­gruppe) bei Celle in der Lüneburger Heide und wurde dann auch ganz fix aus der OG „entlassen“. Mit Frau Strassmann bin ich immer noch über all die Jahre sehr gut bekannt und ich bin schon seit langem wieder bei der Hunderasse heimisch geworden, mit der ich in meiner Kindheit aufgewachsen bin: den Siberian Huskies. Auch stolze Besitzerin dieser wundervollen Hunde (oder besitzen sie eher mich?). Rüde Sid und Hündin Sunny, beide aus der Nothilfe-Polarhunde Nord e.V., in der ich nun schon lange Mitglied bin. Weiter so mit WUFF! Ich warte schon immer auf die nächste Ausgabe.
Kerstin von Sass

Pdf zu diesem Artikel: leserbriefe_04_2017

 

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