Oldies but Goldies: Chico, ein rund neunjähriger Mischlingsrüde

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Hunde-Omas und -Opas sind etwas ganz Besonderes. WUFF holt die grauen Schnauzen vor den Vorhang und stellt in jeder Ausgabe einen oder mehrere Hunde-Oldies vor. Unser erster Oldie but Goldie ist Chico, ein rund neunjähriger Mischlingsrüde.

Chico ist vermutlich ein Mischling aus Entlebucher und Deutschem Pinscher, »so genau weiß das aber niemand« schreibt Halterin Viola Koepnick aus Deutschland. Chico wurde von Familie Koepnick aus dem Tierschutz übernommen und ist mittlerweile seit drei Jahren bei ihr. »Chico wurde abgegeben, weil er wegen einer angeblichen Allergie der Tochter aus dem Haushalt musste. Es stellte sich dann aber heraus, dass nicht die Tochter Allergikerin gewesen war, sondern Chico. Außerdem hat er dringend jemanden gebraucht, der mit ihm durch die Welt geht und ihm die Richtung weist, da er vollkommen damit überfordert war, das selbst zu tun – und das auch lautstark zum Ausdruck brachte«, erzählt Viola Koepnick von den ersten gemeinsamen Wochen mit Chico, »Wir haben uns damals bewusst für einen erwachsenen Hund aus der Tierhilfe entschieden. Dass dieser dann – zumindest laut Impfpass – schon sechs Jahre alt war, war nicht geplant. Aber wir haben einfach gleich gewusst, dass Chico und wir zusammengehören. Und wie sechs hat er sich ja auch oft nicht benommen.«

Kein leichter Start
Das Zusammenleben mit Chico war für Familie Koepnick anfangs nicht leicht, und es brauchte einige Zeit und eine Trainerin, die den Rüden richtig einschätzte und das passende Trainingskonzept erstellte, bis Chico seinen wahren, liebenswürdigen Charakter offenbaren konnte. »Chico hat sich zwar von Anfang an bei uns wohl gefühlt und hat sich problemlos in unseren häuslichen Alltag eingefügt, allerdings stand er unter Dauerstrom, bellte oft oder kam nur schwer zur Ruhe. Grundsätzlich war er in der Hundeschule ein echter Streber und hatte mit mir zusammen richtig Spaß. Im Laufe der Stunde begann er aber immer mehr zu bellen und war nicht mehr zu beruhigen oder zu führen, bis wir Zu Hause waren. Auch beim Gassigehen – was er grundsätzlich gerne machte – hatte er Stress, und für uns wurde jeder Spaziergang zum Spießrutenlauf, falls der falsche Hund um die Ecke kam. Zuhause war er, solange wir keinen Besuch hatten, ein Traum an Hund. Es tat mir damals so leid für ihn, dass er so viel Stress hatte«, beschreibt Viola Koepnick die Anfangszeit mit Chico.

Den Durchbruch im Zusammenleben mit Chico brachte schlussendlich eine neue Hundetrainerin, die den Mischlingsrüden bis dahin nicht gekannt hatte. Sie betrachtete Chico völlig unvoreingenommen und konnte sein Verhalten schnell zuordnen. Chico war in Wahrheit kein hormongesteuerter Macho, sondern das genaue Gegenteil: ein unsicherer Hund, der gelernt hatte, dass »Angriff« die beste Verteidigung ist, um sich »Gefahren« vom Hals zu halten. »Von da an ging es bergauf«, erinnert sich Viola Koepnick, »Wir wussten nun, was wir zu tun hatten, um sein Vertrauen zu gewinnen und ihm Sicherheit zu geben. Von da an hatten wir unglaublich viele wundervolle Momente mit ihm, die ans Herz gehen. Meine schönsten Erinnerungen in dieser Zeit sind Momente wie, als er das erste Mal abgewartet hat, welchen Weg wir jetzt gehen und nicht einfach weiterlief, oder er das erste Mal völlig entspannt an meiner Seite an einer Baustelle mit Presslufthammer vorbei ging, oder er das erste Mal an einem kläffenden Hund vorbei ging und mich dabei lobheischend ansah. Durch diese Vertrauensarbeit öffnete er sich völlig und wurde total sensibel – ich erinnere mich noch gut, als ich einmal richtig traurig war und er mich zum ersten Mal getröstet hat, indem er mich ganz sanft angestupst und ganz vorsichtig die Wange abgeleckt hat.«

Ab wann ist ein Senior ein Senior?
Mittlerweile ist Chico über neun Jahre alt, und seine Schnauze wird immer grauer. Auch sein Verhalten verändert sich mehr und mehr: »Auf der einen Seite ist er immer noch irre verspielt und sucht wahnsinnig gerne Leckerlis in allen möglichen und unmöglichen Verstecken, auf der anderen Seite werden die nötigen Ruhephasen langsam immer länger«, beschreibt die Halterin ihre Beobachtungen.

Das ist aber nicht die einzige Veränderung im Verhalten von Chico. Mehr und mehr offenbaren sich Zeichen, dass er älter wird. So hat sich etwa sein Fressverhalten verändert: »Er war immer sehr verfressen und war dabei auch nie wählerisch. Seit einiger Zeit geht er nach der Gassirunde immer erstmal auf die Decke und kommt dann erst zum Napf getrottet«, so Viola Koepnick. War Chico früher mit einem liebevollen Bauchkraulen mehr als zufrieden, so sucht er mittlerweile immer öfter direkten Körperkontakt und genießt das Kontaktliegen. Auch die ersten körperlichen Anzeichen konnte Viola beobachten: »Seit einiger Zeit hat Chico immer wieder mal Probleme mit Muskelzittern in den Hinterläufen – ohne medizinischen Hintergrund.«
Familie Koepnick weiß: »Das Altwerden ist ein schleichender Prozess. Wir werden vielleicht erst retrospektiv sagen können, wann Chico angefangen hat, ein Oldie mit neuen Bedürfnissen zu werden. Auch wenn Chico noch gut mit seinen zwei- bis dreijährigen ,Mädels‘ mithält, nach wie vor immer für ein Spiel mit uns zu haben ist, noch bis zu zwölf Kilometer mit uns Wandern geht und der Nachbarskatze im Turbo-Galopp nachstellt, wissen wir anhand der kleinen Veränderung im Alltag und den weißen Haaren rund um seine Schnauze, dass wir uns schön langsam auf das Zusammenleben mit einem alten Hund und seinen speziellen Bedürfnissen einstellen müssen.«

Oldie-Jahre gemeinsam geniessen
Dass auch die Oldie-Jahre ihren Reiz haben können, das weiß jeder, der schon einmal einen alten Hund begleitet hat. Diese Jahre können etwas ganz Besonderes werden, denn man lernt seinen Hund von einer anderen Seite kennen und schlussendlich genießt man bewusst jeden Tag, den man mit dem Hund verbringen kann. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass uns ein paar Jahre fehlen, da wir Chico erst mit sechs Jahren bekommen haben. Aber wir freuen uns sehr an unserem Leben mit ihm und hoffen natürlich, dass er es noch ein paar Jahre mit uns teilt. Wir haben zusammen schon sehr viel geschafft und sind noch immer jeden Tag aufs Neue fasziniert, was er alles lernt und uns dadurch mehr und mehr vertraut. Egal wie es kommt, wir genießen das Zusammensein mit Chico. Er gibt uns jeden Tag so viel, und daher kosten wir die Oldie-Jahre mit ihm voll aus. Es ist einfach nur schön, wenn er sich nach einem Spaziergang ankuschelt und nicht mehr auf seinen Abstand achtet. Es ist schön mit ihm mal langsamer zu machen und den Augenblick zu genießen. Wenn wir es zulassen, können uns graue Schnauzen so viel lehren«, weiß Viola Koepnick auch die Vorteile eines Oldies zu schätzen.

WUFF sucht Ihren Oldie
Wenn auch Sie einen besonderen Oldie kennen oder mit einem zusammen leben, dann schicken Sie uns einfach eine kurze Beschreibung an [email protected] und wir melden uns bei Ihnen. Wir freuen uns auf viele Zuschriften über besondere Oldies.


 

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