Pecorino, der vierbeinige Kosmopolit, ist urbaner als es seine Herkunft aus einem Bauernhof bei Verona je ahnen ließ. Relativ früh waren der junge Hund und seine Geschwister verwaist, der Vater, ein Hirtenhund, hatte sich aus dem Staub gemacht, und die Mutter, ein Labrador, wurde von Menschen, die es Hunden böse meinen, vergiftet.
Pecorino: Lämmchen – oder sardinische Käsesorte
Pecorinos Wurfgeschwister fanden rasch ein neues Zuhause, nur der Weiße mit den schwarzen Ohren konnte aufgrund seines eher zurückhaltenden Wesens nicht sofort die Herzen zweibeiniger Welpeninteressenten gewinnen. Als Toni Anzenberger, Fotograf aus Wien, die Eltern seiner Freundin auf dem nämlichen – oben erwähnten – Bauernhof besuchte und den letzten Hund aus dem Wurf sah, dachte er sich „Die Letzten werden die Ersten sein …“ und nahm ihn sich als Gefährten. Toni Anzenbergers damals noch – wie er selber es bezeichnet – „assoziativem Italienisch“ verdankt der verschmuste Pecorino seinen Namen – Lämmchen. Heute, mit besseren Italienischkenntnissen weiß er, dass sein Hund den Namen einer sardinischen Käsesorte trägt. Anzenberger: „Ich hoffe, Pecorino hat es mir mittlerweile verziehen.“
Aus Zufall wurde Markenzeichen
Zum ureigensten Sinn von „Gefährte sein“ gehört die Begleitung. Denn man nimmt sich nicht einen Gefährten, um ihn dann auf dem nämlichen Bauernhof zurück zu lassen. Außerdem hatte das neue Herrchen Sorge, dass es Pecorino wie seiner Mutter gehen und er vergiftet werden könnte. So wurde Pecorino der Begleiter eines Reportagefotografen, und die erste Reise seines Lebens ging in die Toskana. Dabei erfuhr der junge Hund bald, dass man auch im Auto seekrank werden kann … Als Toni Anzenberger eines Nachmittags an einer kunstvollen Panoramaaufnahme tüftelte und eben auf den Auslöser drückte, lief Pecorino plötzlich mitten durchs Bild. Anzenberger: „Im ersten Moment ärgerte ich mich über meinen Hund und schimpfte ihn. Aber nach einem Blick auf das entwickelte Foto bat ich ihn für diese vorschnelle Reaktion um Verzeihung. Erstaunt stellte ich nämlich fest, dass Pecorino das kitschige Landschaftsbild auf eine interessante Art belebte“. So begann Pecorinos Karriere als Fotomodell.
Vierbeiniges „model“
Mittlerweile ist der Weiße mit den schwarzen Ohren ein richtiger Profi geworden, lässt sich stets ins rechte Licht und ideale Motiv setzen und hält diszipliniert, wie es für „models“ eben wichtig ist, still, bis Herrchen die richtigen Einstellungen gefunden hat. Nicht einmal von anderen Hunden lässt er sich bei seiner konzentrierten Arbeit ablenken. Herrchen ist auch nicht unglücklich über die fehlenden Starallüren, und Pecorino interessiert sich auch nicht für Aufputschmittel oder Drogen und wilde Partys. Alle negativen Seiten des „model business“ sind an ihm vorbei gegangen. Und wer nun glaubt, dass Pecorino ein armer Hund ist, der weiß noch nicht, dass der Weiße mit den schwarzen Ohren in seiner „Freizeit“ auch mit anderen Hunden spielt, tatsächlich völlig normal, und dass er auch gerne Löcher in den Garten gräbt oder seine Freundin besucht. Oder einfach mal mit Toni Anzenberger spazieren geht – ganz ohne Absicht und Kamera …
>>> WUFF STELLT VOR
Toni Anzenberger
Toni Anzenberger wurde 1969 in Wien geboren. Von 1982 bis 1988 nahm er an vielen internationalen Radrennen teil und fuhr schließlich im österreichischen Nationalteam.
1989 begann die Zusammenarbeit mit seiner Schwester Regina Maria Anzenberger in deren Agentur für Fotografen (http://www.anzenberger.at).
1990 produzierte er seine ersten Fotoreportagen und seither regelmäßige Arbeiten, die in internationalen Zeitschriften und Zeitungen veröffentlicht wurden.
1999 veröffentlichte Anzenberger „Pecorino in Rimini“ in der Zeitschrift „Photographers International“ im Rahmen eines Specials über Austrian Documentary Photography. Im Internationalen Canon Kalender für das Jahr 2000 wurden ausschließlich seine Toskana-Bilder verwendet.
2001 Beteiligung mit fünf Pecorino Bildern an der Ausstellung über Austrian Photography in der Leica Gallery in New York.
2002 Ausstellung „Pecorino, ein Hund geht um die Welt“ im Österreichischen Kulturzentrum im Palais Palffy in Wien.