Peter & Paulie – Auf den Hund gekommen …

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Wie Peter Wczulek, Creative Director einer Wiener Filmfirma, auf den Hund, genauer, auf Paulie, kam.
Wie immer war alles anders als geplant …

Ich kann mich noch genau ­erinnern, als ob es erst gestern ­gewesen wäre. Eigentlich wollte ich einen Fernsehbeitrag zum Thema Billig­import-Hunde aus dem Osten machen, doch es kam alles ganz anders. Aber der Reihe nach:

Es war der 28. August 2011. Ein Tag vor meinem Geburtstag. Ich las ­Zeitung und dabei fiel mir ein Artikel auf, in dem es um Hunde aus ehe­maligen Ostblockländern wie Rumänien, Ungarn, Bulgarien usw. ging. Sofort begann ich mit der Recherche für meinen Fernsehbeitrag und begab mich dazu zum ersten Mal in eine Zoohandlung.

Ich gab vor, mich für Hunde zu ­interessieren, die billig zu bekommen wären. Nach einem Gespräch mit der Verkäuferin fand ich heraus, dass offenbar der allgemeine Umschlagplatz für billige Hunde das Internet ist. Die Verkäuferin empfahl mir auch ein Internet-Verkaufsportal, dort würde ich schon fündig werden, meinte sie. Gesagt, getan.

Eigentlich wollte ich nie einen Hund haben. Die gesetzlichen Rahmen­bedingungen für die Haltung von ­Hunden und die damit verbundenen Komplikationen, wie das ­Wegräumen eines sogenannten „Hauferls", ­hielten mich davon ab, Hundebesitzer zu ­werden. Allerdings, sollte es doch einmal sein, dann müsste es ein Jack Russell Terrier sein.

Inspiriert von einem meiner Lieblingsfilme „Crimson Tide" fand ich schon immer diesen Hund besonders süß, vor allem dann, wenn er sein Herrchen verteidigt.

Zurück zum Internetportal. Ich gab das Stichwort „Hunde" ein und ­ordnete nach Listmodus. Das Ergebnis: 2.500 Hunde! Was für eine Auswahl! Ich wollte natürlich lediglich einen Scheinkauf tätigen, dies mittels versteckter „Go Pro Kamera" (eine speziell für den Dokumentarfilmer entwickelte kleine und preiswerte HD-Kamera) dokumentieren und einen kleinen Beitrag schneiden.

Bereits auf der ersten Suchseite des Internet-Verkaufsportals fiel mir eine winzige Gestalt auf. Beim Klick auf das Bild vergrößerte sich die winzige Gestalt: Es war ein dreifarbiger Jack Russell-Welpe. Süß, dachte ich mir. Doch noch mehr beeindruckte mich die Art der professionellen Fotoaufnahme. Eine Art Heldenpose, leicht von unten fotografiert, der Hundekopf nach rechts oben gerichtet. Wahnsinn, dachte ich mir, die arbeiten tatsächlich mit allen Mitteln, um Hunde anzubringen. Doch bei näherer Betrachtung der Anzeige erkannte ich, dass es eine Züchterin aus Oberösterreich war, die mir so geschickt ihren kleinen Welpen andrehen wollte.

Weiter im Suchmodus des Internetportals suchte ich mir 5-10 Anzeigen heraus, die ich im Laufe der ­Recherche telefonisch kontaktierte und mir ­Termine zur Besichtigung ausmachte.

Die Nacht
In der Nacht vom 28. auf den 29. August 2011 wurde ich von intensiven Hunde-Träumen heimgesucht. Es ging dabei um Ballspiele und Apportieren, Hauptakteur war der kleine Jack Russell Terrier, den ich auf dem Internetportal gesehen hatte. Der Traum mag wohl eine halbe Nacht gedauert haben, da meine Hand in der Früh sehr schmerzte und ich doch einige Bälle geworfen haben musste …

An meinem Geburtstag lenkte dann irgendeine unbeschreibbare Kraft all meine Gedanken auf den kleinen ­Welpen. Ich musste zum Hund, koste er, was er wolle. Schnell die Internet­adresse eingetippt und auf eine schnelle Verbindung gehofft. Keine Verbindung. Sekunden werden zu Stunden und ich immer ungehaltener. Meine bereits im Zimmer anwesende Familie samt Geschenken und brennender Kerzentorte würdigte ich keines Blickes. Dann die Verbindung. Mit hastigen Klicks suchte ich die Anzeige des Hundes, und da war sie auch schon. Schnell die Mobilnummer gewählt, hoffentlich ist er noch zum Kauf verfügbar. Bereits 6-mal läutete es schon und allmählich verließ mich die Hoffnung, meinen Jack Russell jemals in echt zu sehen.

Dann, ein verschlafen mürrisches „Hallo" tönte aus dem Lautsprecher, und wenige Momente später wurde mir versichert, dass der Jack Russell noch verfügbar sei. Mir fiel ein Stein vom Herzen und überglücklich machte ich sofort einen Biss von der Geburtstagstorte.

Stau
Ich erzählte meiner Familie von ­meinen Träumen in der Nacht. Ungläubig und mit Sorge um meine Gesundheit meinten sie, ich solle mich nochmal hinlegen oder vielleicht ein wenig ablenken. Doch das konnte ich auf gar keinen Fall. Mein nächstes Ziel war Oberösterreich! Dort wartete ja schließlich mein Hund.

Westautobahn, Sonntag, 9 Uhr. Kein Verkehr. Perfekt, dachte ich. Doch dann die Radiodurchsage: „Achtung Autofahrer, starker Reiseverkehr Richtung Deutschland, die Bayern beenden ihren Aufenthalt in Kroatien …"

Doch ich war erst in Höhe Stein­häusel (22 km von Wien entfernt) und daher interessierte mich das genauso wenig wie ein umgefallenes Fahrrad in Peking. Einenhalb Stunden später aber betraf mich der Radiobericht schon etwas mehr. Ich war jetzt kurz vor Linz und an Verkehrsmeldungen fehlte es weiterhin nicht. Aus dem starken Reiseverkehr ist mittlerweile ein monströser Stau geworden. Eine Menge braungebrannter Bayern in ihren Autos auf dem Weg nach ­Hause. Ein Bild für Götter. Zwei Stunden brauchte ich nun für eine Strecke, die man sonst in 40 Minuten bewältigen kann.

Doch schließlich war es soweit. Ich stieg bei der angegebenen Adresse aus und konnte meinen Augen kaum trauen. Eine Main Coon-Katze, etwa so groß wie ein Luchs, kam mir ent­gegen. Sie hatte etwas im Maul und das legte sie mir vor die Füße. Ich traute meinen Augen kaum: Es war mein Jack Russell Terrier. Für alle Cineasten unter Ihnen: Spätestens hier, mit der richtigen Filmmusik, eine gute Wahl wäre z.B. Hans Zimmer, würden sich Tränenbäche im Kino ergießen. Doch diese ergossen sich hier lediglich bei der Züchterin, sobald ich den kleinen Terrier Paulie nach Hause mitnahm. Da ich meinen Namenstag ohnehin mit Paul teilen muss, dachte ich, Paulie wäre ein geeigneter Name für den kleinen Welpen.

Nach zweienhalbstündiger Fahrzeit inklusive einer Pause waren wir wieder zurück in Wien. Unsere Familie war nun zu fünft und ich offizieller ­Besitzer eines Jack Russel Terriers. Meine beiden Kinder waren aus dem Häuschen. Jeder wollte mit Paulie spielen, ihn liebkosen und streicheln. Nicht anders erging es Passanten, denen wir beim Gassigehen begegneten. Das hat sich übrigens bis heute nicht geändert. Ich empfinde jeden Tag mit Paulie als ein Geschenk. Wer uns kennenlernen möchte – man trifft uns oft am berühmten Wiener ­Heldenplatz, natürlich in der Hundezone, versteht sich.

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