„Warum habe ich eigentlich Hunde? Diese Frage habe ich mir selbst noch nie gestellt, aber es ist eine gute Frage!" – schreibt WUFF-Leserin Regina Schnelle aus Eddelak bei Dithmarschen. WUFF-Autorin Sophie Strodtbeck hatte sich diese Frage in Heft 6/2015 ebenfalls gestellt und Leser aufgerufen, ihre Erfahrungen und Gedanken mitzuteilen. Wie sich das Leben von Regina Schnelle durch ihre Hunde verändert hat, erzählt sie selbst.
Ich wuchs auf mit Strolch, einem süßen braungefleckten Spitz, der schon auf mich aufpasste, als ich noch ein Baby war. Mutter stellte einen Stuhl neben den Kinderwagen, Strolch sprang drauf und hielt seinen Posten, bis Mutter wiederkam und ihn freigab! Er ließ in dieser Zeit niemanden an den Kinderwagen – nicht einmal andere Familienmitglieder! Alle wurden böse weggeknurrt!
Ein Traum wird wahr
So lag später mein Wunsch nach einem eigenen Hund natürlich nahe. Während meiner Berufstätigkeit war jedoch leider nichts möglich, ich war zumeist 11 Stunden am Tag außer Haus. Nachdem ich dann aber in Frührente geschickt wurde, erwachte auch wieder der alte Wunsch. Natürlich sollte es ein Tierheimhund werden – es wurde, nachdem ich mich unsterblich in ein Bild verliebt hatte, sogar ein Auslandshund, ein Podenco-Mix aus Spanien, der in einer Tötungsstation saß.
Er bekam den Namen Biscuit, weil er aussah wie ein süßer Butterkeks! Dass es ein Angsthund war – damit hatte ich natürlich nicht gerechnet. Aber ich hatte ja Zeit, kaufte mir Bücher, las im Internet, meldete mich in Angsthundforen an. Zu jeder Frage gab es mindestens 10 verschiedene Antworten, zu jedem Problem 20 Lösungen! So beschloss ich irgendwann, auf meinen Bauch zu hören und – ganz besonders – auf den Hund! Und siehe da, ich machte wohl irgend etwas richtig: Biscuit machte Fortschritte! Jeder Mensch, der einen ängstlichen Hund hat, kann mir sicher nachfühlen, wie unglaublich schön es ist, sich über den auch nur klitzekleinsten Erfolg zu freuen, wenn man sieht, wie so ein panisches Seelchen langsam ins Leben zurückfindet und die Welt kennenlernt.
Schokokeks im Anmarsch
Und da dieser „Erstgeborene" so ein toller Kerl war, kam schnell die Überlegung, ob ihm vielleicht ein Zweithund, ein Kamerad, guttun würde. Und das tat es! Acht Monate, nachdem Biscuit eingezogen war, kam Cookie dazu, ein kleiner Schokokeks, auch Podenco-Mischling. Er war in einer Mülltonne zwischen seinen bereits elendig verhungerten Geschwistern gefunden worden. Er wurde aufgepäppelt und kam dann in ein „Refugio", wo er wieder abmagerte! So klein und schüchtern, wie er war, bekam er dort, wo ca. 800 Hunde um das Futter buhlten und nur 4 Menschen anwesend waren, um sich zu kümmern, kaum ein Häppchen ab.
Er bestand sozusagen nur aus Ohren und Beinen, als er hier ankam! Das änderte sich aber schnell: Muskeln bauten sich auf, er wurde fit! Allerdings stellte sich bald heraus, dass der Kleine durch die anfängliche Mangelernährung Hüftgelenksdysplasie bekommen hatte! Für künstliche Gelenke war er zu jung, Nervendurchtrennung war mir zu brutal – also bekam er eine Goldakupunktur, was im Nachhinein die beste Entscheidung war. Man merkte ihm nichts mehr an! Allerdings hatte er immer noch ein sehr schwaches Immunsystem, wodurch ich mich an BARF herantraute, was mir vorher immer zu kompliziert erschien (was es überhaupt nicht ist, wenn man keine „Religion" daraus macht!) – und so bekamen wir auch das in den Griff! Also fand ich, es war Zeit für einen dritten Hund! Hatte ich ursprünglich nicht nur einen haben wollen?! Egal! Wo zwei satt werden, wird auch noch ein Dritter satt!
Die Keksbande …
Schon seit einem halben Jahr beobachtete ich in einem Vermittlungsportal einen zuckersüßen Podenco Andaluz, der in einem spanischen Tierheim saß. Er war mit einem gebrochenen Vorderbein von den Tierschützern auf der Straße gefunden worden, wo er sich wohl schon ein Weilchen durchgeschlagen hatte. Er war ganz offensichtlich von einem Jäger „entsorgt" worden. Ja, und da sich in diesem halben Jahr der Beobachtung nichts für ihn tat, konnte ich nun nicht mehr widerstehen. Schon längst wurden wir von anderen Hundeeltern und Gassibekanntschaften „die Keksbande" genannt, also musste der Name passend ausgesucht werden: Ein Muffin kam, und aus meinem Duo wurde ein Trio!
Muffin hatte viele kleine Ängste, aber er war extrem menschenbezogen! Er wollte eigentlich ständig nur gestreichelt werden und wäre beim Schmusen am liebsten noch „in mich hineingekrochen"! Er holte alles nach, was ihm bis dahin verwehrt wurde! Mit 3 Hunden meinte ich jetzt allerdings an meine Grenzen gestoßen zu sein, speziell auch, weil es alles Podencos bzw. Podencomixe sind und diese einen unglaublichen Jagdtrieb besitzen. Aber es kam, wie es kommen musste: ich verliebte mich erneut in ein Bild! Diesmal war es endlich mal ein Mädchen! Eine kleine Podenca Andaluz, die fast verhungert von Tierschützern aus der Tötung gerettet wurde.
Leben wird lebenswerter
Und es war wohl Schicksal – die kleine Pie ergänzt mein kleines Rudel perfekt! Sie bringt alle noch näher zusammen, kümmert sich um „ihre" Jungs, leckt ihnen die Augen sauber und bringt sie alle „auf Trab"! Aber ganz besonders liebt sie ihren Muffin (und er sie)! Die beiden spielen, toben, balgen, kuscheln, pföteln, reiben Köpfchen – den ganzen Tag lang! Mein kleines Rudel ist nun komplett! Mehr als 4 Leinen lassen sich mit 2 Händen nicht händeln! Mit dem Jagdtrieb habe ich mich arrangiert, draußen läuft alles an langer Leine. Ausgepowert wird sich im 12 Hektar großen, sicher eingezäunten Wald-Freilauf, in einem anderen, noch größeren Freilauf in erreichbarer Nähe, der mehr aus Gras, Wildbewuchs und Büschen besteht, und zuhause im großen Wildwuchsgarten kann man auch noch einiges aushecken (Frauchen natürlich auch: Leckerchen verstecken und ähnliches!) Langeweile gibt es hier nicht, meine Übergewichtspfunde purzelten schon mit dem ersten Hund nur so, die schmerzenden Gelenke wurden wieder „geölt".
Einen Fernseher brauche ich eigentlich nicht mehr und auch keine anderen Hobbys! Ich mag morgens wieder gerne aufstehen, denn ich habe eine Verantwortung! Und außerdem liegt ja ein schöner Tag vor mir, zusammen mit meinen besten Freunden! Auch Sozialkontakte haben meine Hunde und ich mehr als genug! Zu erzählen haben Hundeeltern immer etwas! Jeder Hund hat seinen ganz besonderen Charakter, jeder ist auf seine ganz eigene Weise absolut liebenswert!
Ich liebe ihre Tricksereien, wenn es darum geht, noch ein Leckerchen zu ergaunern! Der Eine versucht es mit möglichst lieb-und-niedlich-gucken, der andere eher mit Austricksen, indem er irgend etwas tut, wofür es normalerweise ein Leckerchen gibt. Der Dritte „spricht"! Da kommen manchmal Tönchen zustande, die man noch nie gehört hat! Nur der Chef der Truppe hat so etwas nicht nötig, der liegt einfach nur dekorativ auf dem Sofa und lässt sich bedienen! Lustig wird es auch, wenn es darum geht, den begehrtesten Platz zu erobern – den unter der Rotlichtlampe! Dann werden imaginäre Eindringlinge verbellt, Spielaufforderungen gemacht, so getan, als hätte man Essbares gefunden.
Konto leer, dafür Herz übervoll!
Inzwischen haben wir natürlich 4 Rotlichtlampen. Frauchen bekam eines Tages ein Wärmekissen für ihren verspannten Rücken geschenkt, und als ich es in Betrieb nehmen wollte – ich steckte gerade den Stecker in die Steckdose –, da lag schon ein Hund drauf! Natürlich gibt es jetzt schon ein zweites Kissen und ein drittes ist in Planung! Mein Konto leidet zwar unentwegt an einer furchtbaren Leere, dafür ist aber mein Herz übervoll! Manch einer sagt, meine Hunde wären verwöhnt … Ja, das sind sie! Und sie haben es verdient! Das, was sie mir zurückgeben, ist unermesslich und unbezahlbar! Ich bin ein glücklicherer, zufriedenerer und sehr viel ausgeglichenerer Mensch als vorher – und ich hoffe, meine Hunde sind auch ein bisschen glücklich. Ach ja – und natürlich schlafen alle mit im Bett …