Schönheit liegt im Auge des Betrachters – dieser Gedanke mag einem schon durch den Kopf gehen, wenn man durch die Hallen einer Hundeausstellung spaziert. Denn das, was man dort so zu sehen bekommt, hat mit dem üblichen, von Ästhetik geprägten Schönheitsbegriff in vielen Fällen kaum mehr etwas zu tun. Dabei spielt Schönheit im weiteren Sinn bei Hundeausstellungen eine sehr wichtige Rolle. Welcher Hund schön ist, wird allerdings durch den jeweiligen Rassestandard bzw. durch dessen Interpretation durch den sog. Formwertrichter definiert.
Ein Hund, der vom Rassestandard abweichende Merkmale zeigt, wird auf einer Hundeausstellung schlecht bewertet und bekommt keine Zuchtzulassung. Das macht grundsätzlich auch Sinn, denn der Rassestandard beschreibt, wie ein der Rasse entsprechender Hund auszusehen hat. Die Basis von Rassestandards ist in den meisten Fällen die ursprüngliche Verwendung der jeweiligen Rasse. Und dabei gilt das Prinzip: »Form follows function«. Der Körperbau eines Hundes sollte also den Anforderungen entsprechen, die an ihn im Rahmen seiner Verwendung gestellt werden. Nach diesem Grundsatz wurden Hunde über viele Jahrtausende hinweg gezüchtet. Auch wenn dabei von Zucht im heutigen Sinn nicht die Rede sein kann. Ausstellungen oder Leistungsprüfungen gab es nicht, die Selektion erfolgte wohl in erster Linie auf der Basis mehr oder weniger natürlicher Auslesemechanismen. Dabei hatten einfach diejenigen Hunde, die die an sie gestellten Anforderungen am besten bewältigten, die besten Chancen sich fortzupflanzen. Im einfachsten Fall wohl dadurch, dass sie auf Grund ihrer Verwendbarkeit spezielle Zuwendung in Form von Futter oder Schutz bekamen. Aber auch gezielte Selektion fand in erster Linie auf der Basis bestimmter Leistungen statt.