Wenn der Vater mit dem Sohne …

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Oft sind es nur die winzigen Kleinigkeiten, die einem den Tag ­verschönern – vorausgesetzt, man ist bereit, sie zu entdecken und ­aufzunehmen. ­Begleiten Sie unsere neue Kolumnistin Pia ­Grubbauer auf ihren gedank­lichen Reisen, bei Erlebnissen aus dem Alltag mit ihrem Hund, und teilen Sie ihre Reflexionen und Theorien.

Nach einer wunderbaren Einladung bei ­Verwandten ruhte ich am frühen Nachmittag zufrieden auf ­meiner Couch, in den Händen das Buch: „Wenn der Vater mit dem Sohne“ von Albert Lorenz – mit Widmung an meinen Großonkel, welcher mein Gastgeber gewesen war.

Vertieft in die Schilderungen des Albert Lorenz werde ich plötzlich unterbrochen, als mir mein Gasthund einen Ball vor den Schoß legt. Sie müssen wissen, dass ich immer wieder Hunde bei mir zur Betreuung habe, die dann Mitglieder der Familienbande sind. Ebenso auch diese Hundedame mit Namen Emma. Emma legt mir also den Ball vor den Bauch. Stoffl, mein treuer Gefährte, von kleinerer Statur, weiß, pudelig-wuschelig durchs Leben laufend, bemerkt dies natürlich, da er sich zu mir gesellt hatte. Das Objekt beider Begierde lag also vor meinem Bauch, in Reichweite beider Hunde, und wurde von ihnen fixiert.

Das zarte Verhaltensspiel, welches ich nun beobachten konnte, war entzückend. Emma nahm den Ball wieder in ihren Fang, woraufhin Stoffl sofort zur Seite schaute, ihrem Blick auswich, jedoch immer aus den Augenwinkeln sie doch beobachtend. Kurze Zeit verstrich, schwanzwedelnd und auffordernd legte Emma den Ball wieder vor mich hin, nun lag der Ball wieder da. Beide Hunde bewegten sich nicht, aber schauten sich nun an, direkt. Die Sekunden kamen mir wie Minuten vor. Sie schauten sich an und sprachen Bände, es war ein Lesen in ihren Augen, abwartend.

Emma beendete die Situation, indem sie den Ball nahm, hochschleuderte und das Spiel mit sich selbst weiter­führte. Stoffl legte seinen Kopf wieder ab, und ich griff erneut zu meinem Buch. Das Lesen konnte ich jedoch nicht fortsetzen, zu ergreifend war das Gefühl, welches sich in mir ausge­breitet hatte. Wie hatten sie sich mitgeteilt, sodass es zu einer so einvernehmlichen Lösung der Situation ­kommen konnte? Was hatte Stoffl gesendet, was Emma empfangen und ­umgekehrt?

Ich seufzte und blickte auf das Buch von Konrad Lorenz’ ­Bruder, welches ich noch immer in den Händen hielt. Nur zu gut verstand ich, wie man sich der Verhaltens­forschung verschreiben konnte. Einer Forschung, die mit der ­Intensität des Gefühls belohnt wird, ­welches sich einstellt, wenn man die Kommunikation ­zwischen ­Tieren im Ansatz wahrnimmt.

Und hiermit, inmitten meiner Überlegungen, möchte ich Sie bei meiner Kolumne begrüßen, in der ich meine Gedanken mit Ihnen teilen darf. Erlebnisse aus dem Alltag mit ­meinem Hund, mit Gasthunden, Reflexionen und Theorien zu ­verschiedenen Themen – all dies wird Sie hier erwarten.

Mit tierischen Grüßen
Pia und Stoffl

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