Zurück in Kalifornien

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Die Nationalparks im Südwesten der USA
Es ist früh am Morgen, als wir San Francisco verlassen. Nebel steigt vom Pazifik auf und wir hören ein letztes Mal das Tuten der Nebelhörner. Noch sind die Straßen leer und wir kommen gut voran. Mit einem Blick zurück verabschieden wir uns von dieser schönen Stadt, der im Morgengrauen etwas Mystisches anhaftet und wenden uns nach Osten, Richtung Yosemite Nationalpark. Nach ca. 300 Kilometern erreichen wir dieses, bei den Kaliforniern beliebteste Naturareal. Hierher kommen jährlich drei Millionen Besucher aus aller Welt, jedoch ist inzwischen die Hauptsaison vorbei. So lassen sich die Naturwunder, wie zum Beispiel die „Yosemite Falls”, ein Wasserfall, der sich über zwei Stufen über 740 Meter in die Tiefe stürzt und daher als höchster Wasserfall Nordamerikas gilt, besser begutachten. Leider ist er momentan nur ein kleines Rinnsal, dennoch blicken wir erfurchtsvoll in die gigantische Höhe.

Erdhörnchen am Glacier Point
Rodos und Bonita läßt das ziemlich unbeeindruckt, sie machen ein Vormittagsschläfchen. Als wir jedoch Mittagspause machen und ein idyllisches Plätzchen mitten im Wald finden, sind sie sofort munter. Hier gibt es einen Rastplatz mit Tischen und mitten durch fließt ein breiter Bach. Bonita ist wieder einmal nicht zu bremsen und stürzt sich freudig hinein, watet bis zur Brust darin herum und trinkt das kühle, klare Wasser. Während unsere Gäste rasten, mache ich mit den Wuffis einen Spaziergang und die vielen Gerüche animieren sie zu eifrigem schnuppern und markieren. Da dieser Park so groß ist und wir an einem abseits gelegenen Ort sind, gibt es hier keine Aufsichtspersonen und so lasse ich sie ohne Leine laufen.

Hundefreundliche Amerikaner
Wir setzen uns in der Nähe des Autos auf eine Bank und warten auf die anderen Mitreisenden. Plötzlich kommt ein amerikanisches Ehepaar auf mich zu und fragt, ob ich gestern in San Francisco war. Ich antworte mit „ja” und blicke sehr erstaunt. Da erklären sie mir, daß sie sich an die Hunde erinnern können, weil ich gestern mit ihnen vorbeispaziert bin und sie die zwei so entzückend gefunden haben. Wieder einmal merke ich, wie hundefreundlich die Amerikaner sind, auch sprechen mich noch viele andere Menschen an, fragen mich nach Alter, Namen oder Rasse der Wuffis und so vergeht die Zeit schnell, bis alle Reisenden wieder eingetroffen sind und wir weiterfahren.
Nach eineinhalb Stunden Fahrt über steile Serpentinen, die für die Hunde sehr anstrengend ist, weil sie stets von einer Seite zur anderen gedrückt werden, kommen wir zu unserem Übernachtungsort. Es ist ein Motel mit separatem Eingang. Wir wohnen im ersten Stock, jedoch weit weg von der Rezeption und so bringen wir die Hunde recht gelassen in das Zimmer.

Riesige uralte Mammutbäume
Am nächsten Tag fahren wir weiter zum Kings Canyon und Sequoia Nationalpark. Diese beiden Parks gehören zusammen und bilden eine gigantische Fläche von ca. 105 km Länge und 58 km Breite. Hier befindet sich der höchste Berg der USA (ausgenommen Alaska), der Mount Whitney mit einer Höhe von 4417m. Der Hauptanziehungspunkt jedoch sind die uralten, riesengroßen Mammutbäume, die teilweise älter als 2500 Jahre sind. Der größte von ihnen heißt „General Sherman” und hat eine Höhe von 84m und einen Durchmesser von 10m und gehört zu den meistphotographierten Bäumen der Welt. Hier ist es jedoch wieder so, daß die Wege entlang der Bäume betoniert mit einem Zaun geschützt und für Hunde verboten sind. Also bleibe ich mit den Wuffis am Parkplatz und drehe ein paar Runden außerhalb der Mammutbäume, während mein Mann ein paar Photos macht. Danach wechseln wir uns ab und ich sehe mir die Bäume an. Da wir noch einen langen Weg vor uns haben und die Zeit immer recht knapp ist, ist es mit den Hunden natürlich erheblich komplizierter, dennoch möchte ich sie nicht missen, denn ihre Freude darüber, wenn sie aussteigen dürfen und die Aufregung der beiden über die vielen Gerüche, entschädigt mich dafür, daß ich manches eben nicht so lange und intensiv betrachten kann. Außerdem bemerke ich, daß meine vierbeinigen Lieblinge noch viel anhänglicher geworden sind, seit wir so viel Zeit miteinander verbringen. Früher habe ich meine karge Freizeit für die Hunde gegeben, dennoch war es nur ein Bruchteil dessen, was ich jetzt mit ihnen verbringe und anscheinend genießen sie das sehr. Sie suchen viel öfter den Kontakt zu mir, wollen gestreichelt werden und bleiben immer, auch ohne Leine, in meiner Nähe.

Hunde verboten
Diese Nacht verbringen wir in Bakersfield, weit südlich des Sequoia Nationalparks. Wir wußten bereits im Voraus, hier ist das einzige Hotel, wo Hunde strikt verboten sind. Wir verzichten daher auf das Abendessen in einem Lokal und kaufen ein paar Lebensmittel ein, die wir im Auto essen. Danach kehren wir auf den Hotelparkplatz zurück, füttern die Hunde vor dem Auto und ich warte bei ihnen, bis die Sonne untergeht und die drückende Hitze weniger wird. Erst um 10 Uhr abends wage ich es, die Hunde alleine im Auto zurückzulassen, nicht ohne ein ganz unangenehmes Gefühl dabei zu haben. Als ich die Autotüre schließe, sehen sie mich ganz entgeistert an, doch ich beruhige mich halbwegs mit dem Gedanken, daß die Hunde das Auto inzwischen gut kennen und genug Platz darin haben. Dennoch habe ich sie noch nie eine Nacht alleine gelassen, und deswegen finde ich lange keinen Schlaf und die unmöglichsten Gedanken schwirren durch meinen Kopf.
Als ich um 4.00 Uhr morgens erwache, steht mein Mann in voller Kleidung vor mir und erzählt, daß er gerade eine Stunde bei den Hunden war und ebenfalls nicht schlafen konnte. Also vergessen wir den Rest der Nacht, packen unsere Sachen zusammen, führen unsere Hunde auf einer vertrockneten und mit Unrat übersäten Wiese noch einmal Gassi und verlassen noch vor Tagesanbruch diesen ungastlichen Ort. Unser nächstes Ziel ist Las Vegas, wo wir zwei Nächte verbringen wollen.

Scherbenhaufen Las Vegas
Ich kann nur sagen, San Francisco ist gegen Las Vegas ein Paradies für Hunde. Da man in die großen Hotels, wie das „New York New York” oder „Mirage”, keine Hunde mitnehmen darf, haben wir uns über Internet ein Motel in Downtown herausgesucht, in denen Hunde erlaubt sind. Doch das Gassigehen stellt sich dort als wahrer Spießrutenlauf heraus, denn die Gehwege, die Straßen und die spärlichen, von der Sonne verbrannten Wiesenstücke sind mit Millionen von Glasscherben übersät. So etwas habe ich mein Leben lang noch nicht gesehen! Wir suchen verzweifelt Wege außerhalb der Hauptstraße, doch auch dort liegen überall Glassplitter herum, noch dazu werden wir finster und unfreundlich von den Menschen dort angestarrt.
Als wir am Abend mit einem Taxi zu einem anderen Hotel fahren, um uns eine Show anzusehen, erfahren wir von dem Fahrer, daß er eigentlich nicht sehr gerne in diese Gegend fährt, wo wir wohnen, da sie sehr gefährlich ist. Das gibt uns den Rest und insgeheim schwören wir uns beide, daß es das erste und letzte Mal ist, daß wir mit den Hundis nach Las Vegas kommen. Denn diese Stadt blendet das Auge, im Vordergrund bunt, grell und anscheinend sauber, aber dahinter total verkommen und verschmutzt.

Endlich keine Städte mehr
Wir bringen schließlich die zweite Nacht hinter uns und brechen früh am Morgen auf, Richtung Osten. Nun kommt der eigentlich schönste Teil dieser Reise, sowohl für uns, als auch für die Hunde, denn wir fahren in keine großen Städte mehr. Ein Teil der Strecke führt noch durch Nevada und diese Gegend ist trocken und langweilig und auch hier am Straßenrand nur Glasscherben. Doch bald überqueren wir die Grenze und kommen nach Utah. Es ist faszinierend, wie sich plötzlich die Landschaft verändert, hier gibt es dunkelrote, wild zerklüftete Berge, die im Sonnenlicht glühen, grüne Wiesen und endlich wieder Bäume.
Unser erstes Ziel in Utah, ist der Zion Nationalpark, ein Park voller bizarrer Felsformationen aus rotem Sandstein, sanften baumbewachsenen Hügeln und großen Wiesen. Die markierten Wanderwege jedoch sind wieder einmal für Hunde verboten. Das Gelände ist jedoch so groß, daß ich genügend Platz finde, mit den Hunden spazieren zu gehen, abseits von den Menschenmassen und dem Aufsichtspersonal.

Auf 2500 Metern Höhe
Wir fahren am selben Tag noch weiter bis zum Bryce Canyon, wo wir wieder zwei Nächte bleiben wollen. Das Hotel, das wir gebucht haben, liegt genau am Rande des Canyons, inmitten von saftigen Weiden, am Rande eines großen Waldes und unsere Hunde sind erlaubt! Nach Las Vegas wirkt dieses Stück Land wie das Paradies und Rodos und Bonnie empfinden das, glaube ich, ebenso. Wir geniessen die Nadelbäume, die Wiesen, die Bächlein und die gute Luft. In der Nacht wird es merkbar kühl, immerhin wohnen wir auf fast 2500 Metern Seehöhe. Vom Bryce Canyon aus führt unsere Fahrt durch beeindruckende Landschaft über Escalante und den Capitol Reef Nationalpark bis zum Lake Powell. Bei einem Photostop rücken wir die Wuffis wieder ins rechte Licht, um Ihnen – liebe Leser – auch schöne Bilder bieten zu können.

Abseits markierter Wege
Nach einem Kurzbesuch bei den Natural Bridges (Rodos ist mal wieder abgehauen und hat sich mit seinem Herrchen selbständig gemacht) erreichen wir am späten Abend Moab. Im sehr beeindruckenden Arches Nationalpark sind die Trails natürlich für Hunde verboten. Inzwischen bin ich jedoch sehr geübt darin, mich einige Meter von den markierten Wanderwegen entfernt zu bewegen und so entdecke auch ich diese unglaublichen Steinformationen, die aussehen wie Bögen und dem Nationalpark seinen Namen geben. Während mein Mann eine längere Wanderung mit seinen Gästen auf festgesetzen Wanderwegen unternimmt, spaziere ich mit den Hunden durch die Wildnis.
Auch mit dem Motel in Moab sind wir sehr zufrieden, da unsere Hunde erlaubt sind und wir uns das nervenaufreibende Schmuggeln ersparen. Daneben finden wir einen alten Steinbruch, der sich aufgrund seiner ruhigen Lage und vielen Gestrüppe als idealer Gassi-Ort entpuppt. Was hier allerdings besonders häufig vorhanden ist, sind Dornen, die an ihrem einen Ende etwas dicker werden und dadurch oft ungünstig, mit dem Stachel nach oben auf dem Boden liegen. Treten die Hunde auf so einen Dorn, bleiben sie abrupt stehen, strecken mir die Pfote hin und nachdem ich das lästige Ding entfernt und die Pfote kurz massiert habe, laufen sie wieder fröhlich und schmerzfrei weiter. Und wieder ist es an der Zeit aufzubrechen.

Hundliche Fotomodels
Von Moab aus fahren wir zum Canyonlands Nationalpark, der ebenso gigantisch wie der Grand Canyon, aber aus unerfindlichen Gründen nicht so bekannt und nicht so häufig besucht ist. Diesen Vorteil nutzen wir und machen ein paar sehr schöne Photos von den Wuffis. Inzwischen habe ich bemerkt, daß es den Hunden anscheinend Spaß macht, photographiert zu werden, denn sie lassen sich geduldig schieben und drehen, hinlegen und hinsetzen. Danach kommt immer ein ganz dickes Lob, weil sie so brav und ruhig sind.
Unser Weg geht weiter nach Südosten und bald überqueren wir wieder einmal eine Grenze und befinden uns bereits im vierten Bundesstaat, seit wir San Francisco verlassen haben. Dieser nennt sich Colorado mit seiner Hauptstadt Denver, vielen der Leser sicher noch bekannt aus „Der Denver-Clan”. Hier besuchen wir den Mesa Verde Nationalpark, dessen Besonderheit seine indianischen Ausgrabungen sind. In diesem Park, der auf einem Hochplateau gelegen und stark bewaldet ist, kann man unter überhängenden Felsen alte Siedlungen der Anasazi-Indianer aus Lehm und Stein betrachten. Am nächsten Tag verlassen wir Colorado und erreichen den fünften Bundesstaat, Arizona. Hier liegt das wohl vielen Menschen aus Werbung und Fernsehen bekannte Monument Valley, ein Park mit den bizarrsten roten Sandsteinformationen. Wir fahren bei Sonnenuntergang durch und es scheint, als würden diese Felsen glühen. Dieser Park gehört den Indianern und ist nur auf einer Schotterstraße befahrbar, wodurch wir die Hunde bei allen Stops bedenkenlos aussteigen lassen können, da sich die Fahrzeuge nur im Schrittempo bewegen.

Im Grand Canyon
Das wohl berühmteste Naturwunder Amerikas, den Grand Canyon, und der letzte Tag der Reise für die Hunde und mich, erleben wir einen Tag später bei Sonnenaufgang. Wir genießen das Farbenspiel des Lichtes in dem unendlich groß wirkenden Tal mit seinen steilen Felswänden und sind genauso ehrfürchtig erstaunt, wie wohl alle 3,5 Millionen Besucher, die jedes Jahr zu dieser Naturschönheit reisen. Nach diesem schönen Abschluß kommen wir spät am Nachmittag wieder auf unserem Standort, der Ironhorse Ranch, an und auch unsere Gäste sind begeistert von der Ursprünglichkeit der Landschaft und dem Western-Ambiente. Am Abend feiern wir bei einem flackernden und wärmenden Lagerfeuer unseren Abschied und die Hunde liegen glücklich und zufrieden zu unseren Füßen. Jetzt können sie sich wieder erholen, ihre Freiheit genießen und die Halsbänder und die Leinen wandern in den Abstellraum.
Für meinen Mann allerdings geht die Reise noch ein paar Tage weiter, weil er unsere Gäste nach Los Angeles bringen muß. Ich jedoch verzichte den Hunden zuliebe auf die Großstadt und bleibe lieber alleine hier, denn die Ranch ist nicht nur für die Wuffis, sondern auch für mich bereits unsere zweite Heimat geworden.

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